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Brandenburg: Notarzt wegen Herkunft beleidigt Prozess startet schon zwei Wochen nach Vorfall

Oranienburg - Er war leicht verletzt und kam betrunken mitten in der Nacht um 2 Uhr ins Krankenhaus Oranienburg (Oberhavel). Doch Andre W.

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Oranienburg - Er war leicht verletzt und kam betrunken mitten in der Nacht um 2 Uhr ins Krankenhaus Oranienburg (Oberhavel). Doch Andre W. ließ sich vom Notarzt nicht behandeln – weil der aus Kamerun stammt. Stattdessen bespuckte, beleidigte und bedrohte der 28-jährige W. den Notarzt. Zwei Wochen nach dem fremdenfeindlichen Vorfall wird ihm nun in einem beschleunigten Verfahren am Montag vor dem Amtsgericht Oranienburg der Prozess gemacht. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hat Anklage erhoben. Die lautet auf Beleidigung und Bedrohung.

Dass die Staatsanwaltschaft bereits nach kurzer Zeit gegen Andre W. vorgeht, hat einen Grund. Obwohl im beschleunigten Verfahren nur eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr möglich ist, soll eine angestrebte Verurteilung auch ein Signal an die Öffentlichkeit sein. Im Fachjargon ist von generalpräventiver Wirkung die Rede. Soll heißen: Polizei und Justiz gehen gegen derartige fremdenfeindliche Attacken mit aller Härte vor, derlei Vorfälle werden nicht geduldet. Auch weil es nicht sein kann, dass ein 48-jähriger Notarzt, dessen Job es ist, Leben zu retten, wegen seiner Herkunft bedroht und beleidigt wird.

Auf Beleidigung stehen bis zu zwei Jahre Haft, auf Bedrohung bis zu ein Jahr. Dabei rechnet selbst die Staatsanwaltschaft nicht mit einem hohen Strafmaß. Obwohl W. für Polizei und Staatsanwaltschaft kein Unbekannter ist. Erst kürzlich war er nach PNN-Informationen wegen Beleidigung verurteilt worden. Zudem ist er vorbestraft wegen Raub, gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen das Tierschutzgesetz.

Auch eine Verurteilung zu einer empfindlichen Geldstrafe wäre aus Sicht der Ermittler ein deutliches Zeichen – an Andre W. und die Allgemeinheit. Zumal im beschleunigten Verfahren, bei dem die Beweislage weitgehend klar ist, die Strafe sprichwörtlich auf den Fuße folgt.

Der Vorfall selbst ereignete sich am 21. August, am Sonntag kurz nach Mitternacht. Andre W. hatte sich bei einer Familienfeier leicht verletzt, weil er in einen Glastisch gefallen war. Gegen 2 Uhr wurde W., er hatte da 1,5 Promille Alkohol intus, in die Rettungsstelle des Krankenhauses in Oranienburg eingeliefert. „Hier weigerte er sich, sich von dem 48-jährigen Notarzt kamerunischer Abstammung behandeln zu lassen. Der Beschuldigte bespuckte, beleidigte und bedrohte den Arzt massiv. Auch mehrere Krankenschwestern beleidigte er verbal“ – so wurde es im Polizeibericht vermerkt.

Jedenfalls verließ W. ohne Behandlung die Rettungsstelle und ging wieder zu seiner Familienfeier. Dort gab es wohl eine Keilerei, die Polizei wurde erneut gerufen. Die Beamten, die bereits im Krankenhaus waren, nahmen W. in Gewahrsam, der 28-Jährige beleidigte und bedrohte auch die Polizisten. Sie begleiteten ihn zur Rettungsstelle, um die Verletzungen vom Sturz in den Glastisch behandeln zu lassen – diesmal aber von einem anderen Notarzt. Alexander Fröhlich

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