Brandenburg: Nur 184 Termine vermittelt
Potsdam - Nur geringe Resonanz von Patienten: Bei der seit dem 25. Januar bestehenden Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) gingen im ersten Monat lediglich 404 Anrufe ein.
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Potsdam - Nur geringe Resonanz von Patienten: Bei der seit dem 25. Januar bestehenden Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) gingen im ersten Monat lediglich 404 Anrufe ein. Bei knapp der Hälfte der Anrufer fehlte dabei die Voraussetzung für eine Vermittlung zu einem Facharzt, sodass lediglich 184 Patienten direkt ein Termin vermittelt werden konnte.
„Die ersten Zahlen bestätigen unsere von Anfang an vertretene Einschätzung, dass die Terminservicestelle in Brandenburg völlig überflüssig ist“, sagte Peter Noack, stellvertretender Vorstands-Vorsitzender der KVBB bei der Vorstellung der Zahlen am Dienstag. Den 404 Anrufen stehen monatlich rund 600 000 fachärztliche Behandlungsfälle in Brandenburg gegenüber. Die gesetzlich von der Bundesregierung beschlossenen Terminservicestellen sollten lange Wartezeiten auf einen Termin beim Facharzt beenden, gerade in strukturschwachen Flächenländern wie Brandenburg: Wer sich an die Servicestelle wendet, soll innerhalb von vier Wochen garantiert an einen Facharzt vermittelt werden. Doch die neue Einrichtung löse ein Problem, dass so gar nicht existiere, kritisiert Stephan Kapferer, stellvertretender Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Tatsächlich sind die Wartezeiten für einen Facharzt-Termin laut einer Umfrage des Commonwealth Fund 2010 in keinem Land kürzer als in Deutschland. Lediglich in Einzelfällen komme es zu überlangen Wartezeiten, sagt Noack. Laut einer 2015 durchgeführten Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hatten in Brandenburg nur zehn Prozent der Befragten angegeben, dass sie zu lange auf einen Facharzt-Termin warten mussten.
Die Terminservicestellen waren bei Arzt-Verbänden schon lange vor der Umsetzung als unnötig, bürokratisch und als politischer Populismus kritisiert worden. „Der Gesetzgeber hat politisch wohlfeile Geschenke verteilt, die niemand benötigt“, sagt Noack. Die KVBB empfehle den Patienten daher auch nicht, die Terminservicestelle zu nutzen, so Noack. Die brandenburgische Terminservicestelle ist mit zwei Mitarbeitern für täglich zwei Stunden telefonisch erreichbar. Erik Wenk
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