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Brandenburg: Nur echt mit Barockfassade

Bauminister stellt Architektenwettbewerb vor: Humboldt-Forum muss historische Außenfront erhalten

Von Sabine Beikler

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Berlin - So viel Freude sieht man bei einem Politiker selten wie gestern bei Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee. Man sei nun dem „wunderbaren Vorhaben“ einen Schritt nähergekommen, schwärmte der SPD-Politiker im Alten Museum in Berlin. Was des Ministers Glückseligkeit auslöste, ist der verkündete Start des internationalen Architektenwettbewerbs für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. Das Humboldt-Forum am Schlossplatz sei eines der „bedeutendsten kulturellen Bauvorhaben Deutschlands“, sagte Tiefensee, der nach Abschluss des Architektenwettbewerbs im November 2008 mit dem Baubeginn im Jahr 2010 rechnet.

„Eins zu eins“ habe der Auslobungstext die Beschlüsse des Bundestags umgesetzt, so Tiefensee. Sie sehen die Rekonstruktion der barocken Fassaden im Süden, Westen und Norden und der drei Barockfassaden des Schlüterhofes vor. Auch eine Kuppel ist vorgesehen. „Die Nutzung der Kuppel ist freigestellt“, sagte Tiefensee. Die Gestaltung sei dem Wettbewerb vorbehalten. Das Humboldt-Forum soll als Museum, Bibliothek und Veranstaltungsort genutzt werden. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Hauptnutzerin wird dort ihre außereuropäischen Sammlungen ausstellen. Außerdem sollen dort Exponate der Humboldt-Universität und der Zentral- und Landesbibliothek gezeigt werden. Das Forum werde von allen Seiten offen und zugänglich sein, betonte Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung. Das Publikum könne sich in der „Humboldt-Box“, die 2008 als Informationszentrum auf dem Schlossplatz stehen soll, über die geplanten Vorhaben informieren.

Den jetzt gestarteten Architektenwettbewerb wird eine internationale Jury begleiten. Tiefensee hielt Kritikern entgegen, die eine Dominanz von Modernisten in dem Gremium befürchteten, die Jury sei mit Preisrichtern besetzt, die für unterschiedliche Architektursprachen stünden. „Die Jury ist ausgewogen.“ Dem Realisierungswettbewerb soll ein international offenes Bewerberverfahren vorangehen. 150 renommierte Architekten werden gebeten, Vorschläge einzureichen. Etwa 30 werden dann ausgewählt und zur Vorlage von Konzepten aufgefordert.

Die Bundesarchitektenkammer kritisierte das Verfahren als „falsches Vorgehen“. Bei einem solch international anerkannten Projekt müsse jedes Büro mitbieten können. „Es braucht einen offenen Wettbewerb“, sagte Kammer-Geschäftsführer Tillman Prinz. Bewerben können sich laut Auswahlkriterien aber nur Architekturbüros, die in den vergangenen drei Jahren einen Jahresmindestumsatz von 500 000 Euro nachweisen können.

An der Baufinanzierung hält Tiefensee fest. „Die Kostengrenze von 552 Millionen Euro wird eingehalten“, sagte er. Darin enthalten sind 440 Millionen Euro vom Bund, 32 Millionen Euro Landeszuschuss und 80 Millionen Euro Spenden vom Förderverein Berliner Schloss. Bislang flossen lediglich Spendengelder in Höhe von 7,1 Millionen Euro. Tiefensee sagte, man werde sich „intensiv mit dem Verein abstimmen“ und über die Offenlegung der Spenden und über das vom Verein angestrebte Gütesiegel für die Gemeinnützigkeit sprechen.

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