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Nachhaltiger Tourismus in Brandenburg: Oh, du schöne Uckermark

Der Landkreis im Nordosten Brandenburgs setzte sich gegen Allgäu, Bayerischen Wald, die Insel Juist und Schwarzwald durch – und gewann den Bundeswettbewerb „Nachhaltige Tourismusregion“

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Prenzlau/Berlin - Die Uckermark im Nordosten Brandenburgs ist die Nachhaltige Tourismusregion 2012/2013. Der Landstrich gewann am Montag den erstmals ausgelobten gleichnamigen Bundeswettbewerb und setzte sich im Finale gegen das Allgäu, den Bayerischen Wald, die Insel Juist und den Schwarzwald durch. „Die Uckermark hat es geschafft, unter schwierigen Bedingungen ein überzeugendes touristisches Angebot auf die Beine zu stellen“, sagte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU). Sein Ministerium, das Bundesamt für Naturschutz und der Deutsche Tourismusverband (DTV) hatten den Wettbewerb organisiert, um nachhaltigen Tourismus in Deutschland zu stärken und bekannter zu machen.

Uckermark-Landrat Dietmar Schulze (SPD) äußerte sich begeistert, dass seine Region gesiegt hat. „Damit haben wir nicht gerechnet“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Wir waren schon stolz und überrascht, ins Finale zu kommen.“ Mit der Auszeichnung verbunden ist der Dreh eines Marketing-Films. DTV-Präsident Reinhard Meyer betonte das Zusammengehen von Tourismus und Naturschutz. „Ein ganzes Netzwerk touristischer Unternehmen setzt in der Uckermark auf Ökostrom, energetische Gebäudesanierung und regionale Bioprodukte“, sagte er.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) sieht mit der Auszeichnung die Ausrichtung des märkischen Tourismus auf dem richtigen Weg. „Brandenburg setzt auf Qualität der touristischen Angebote - und Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem Qualitätsmerkmal“, betont er. Der Geschäftsführer der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, Dieter Hütte, ergänzte, die Uckermark habe ihre Strategie seit mehr als zwei Jahren konsequent auf die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgerichtet. Viele Anbieter zeigten, dass mit Nachhaltigkeit Geld verdient werden könne.

Überrascht war man auch beim Tourismus Marketing Uckermark (tmu). „Die Mitbewerber sind ja seit Jahren sehr starke Tourismusregionen“, sagte Leonie Umbach, die Nachhaltigkeitsbeauftragte der tmu, den PNN am Montag. Die besondere Leistung der Uckermark sei aber, als strukturschwache Region wettbewerbsfähig geworden zu sein. „Das ist jetzt ein Riesenarbeitsauftrag für uns, das Netzwerk klimafreundlicher Anbieter noch weiter auszubauen.“ Ein nächstes großes Projekt ist derzeit in Arbeit: Künftig sollen in Zusammenarbeit mit dem Brandenburger Netzwerk „Sonne auf Rädern“ verstärkt Elektrofahrräder als Alternative zum Auto angeboten werden.

In der Uckermark wurden im vergangenen Jahr mehr als 836 000 Übernachtungen gezählt, allein in den Beherbergungsstätten mit mehr als neun Betten. 180 Betten stehen bei den 20 klimafreundlichen Anbietern bereit, „80 Prozent davon sind komplett klimaneutral“, so Umbach. Das heißt, die Anbieter kompensieren ihre anfallenden CO2-Emissionen über das brandenburgische Projekt MoorFutures.

Dass die Uckermark jetzt bald das brandenburgische Allgäu heißen wird, glaubt sie allerdings nicht. „Eher wird sich wohl die ohnehin schon gebräuchliche Rede von der Toskana des Nordens durchsetzen“, so Umbach. Mit Blick auf die sanften Hügel und die Weite des Himmels passe diese Zuschreibung auch viel besser.

Die Uckermark im Nordosten Brandenburgs ist nur 80 Kilometer von Berlin und 30 Kilometer von Stettin (Szczecin) entfernt. Mit einer Fläche von gut 3000 Quadratkilometern und derzeit rund 127 000 Einwohnern gehört der Landkreis zu den am dünnsten besiedelten Regionen in Deutschland, wie die Kreisverwaltung berichtete. Bei Touristen ist der Landstrich besonders wegen seiner mehr als 500 Seen, ausgedehnten Wälder, Moore und Flüsse beliebt. Tausende Touristen nutzen den welligen Landstrich.

Auf noch mehr Touristen nach dem Wettbewerb ist die Uckermark eingestellt. Der Tourismus sei mit rund 9000 Arbeitsplätzen ein aufstrebender Wirtschaftsfaktor, so der Landrat. Unbekannte Ecken seien erschlossen, die Infrastruktur erheblich verändert worden.

Die Mitbewerber sahen den Sieg des Brandenburger Tourismus-Neulings entspannt: „Es ist toll, wie die Uckermark sich entwickelt hat, wir können mit dem Ergebnis gut leben“, sagte etwa Wofgang Weiler, Sprecher der Schwarzwald Tourismus GmbH. Mit 11 000 Quadratkilometern und mehreren Millionen Übernachtungen pro Jahr sei der Schwarzwald deutlich größer als die Uckermark. „Klar, dass wir bei 320 Gemeinden insgesamt mehr zu bieten haben, wir haben jetzt aber auch gemerkt, dass wir unsere Angebote noch besser vernetzen müssen“, so Weiler. Jeder, der nachhaltigen Urlaub im Schwarzwald buchen wolle, finde schon jetzt etwas Passendes. „Unser Ziel ist es, dass auch die Leute darauf kommen, die nicht explizit danach suchen.“

Bei einigen Lokalzeitungen in den Konkurrenzregionen, etwa dem Schwarzwälder Boten und der Allgäuer Zeitung, war der bundesweite Wettbewerb offenbar kein großes Thema: Auf PNN-Anfrage war bei beiden Redaktionen am Montag kein Statement zu bekommen.

Insgesamt hatten sich 34 Regionen aus zwölf Bundesländern an dem Wettbewerb beteiligt. Eine Jury hatte nach 50 Kriterien aus den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Sozialverträglichkeit die touristischen Angebote vor Ort geprüft.

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