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Der Star von Bernau. Diego heißt das Findel-Tigerchen.

© Jörg Carstensen/dpa

Brandenburg: Oh, wie süß

Plötzlich lag in Bernau ein Tigerbaby vor der Tür einer Tierärztin

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Bernau - Diego war mehr tot als lebendig, als er bei Tierärztin Doris Tesch vor die Tür gelegt wurde. „Der kleine Tiger rührte sich im Körbchen nicht, lag im Koma, war restlos dehydriert“, sagt die Medizinerin aus Bernau. Im August wurde sie unverhofft Tiger-Ersatzmama. Das Junge war damals kaum älter als drei Tage. Die abgeklemmte Nabelschnur klebte noch am Bauch. „Alle haben mir gesagt, dass ich Diego nicht durchbekomme. Aber nix da, über Infusionen habe ich ihn aufgepäppelt“, sagt sie .

Tesch vermutet, dass Zirkusleute ihr den Kleinen vor die Tür gelegt haben. „Meine Praxis liegt in unmittelbarer Nähe der Bundesstraße 2. Vielleicht haben die mich gegoogelt.“ Vor der Tür war aber niemand mehr zu sehen, als sie öffnete. „Ich bin nicht so schnell runtergekommen. Es war sechs Uhr in der Früh, als die bei mir Sturm geklingelt haben“, so Tesch.

Danach habe ihre ganze Familie sich um das Tigerchen gekümmert. „Dem Tier ging es wirklich schlecht. Dennoch war es für mich wie ein Sechser im Lotto. Ich wollte schon immer einen Tiger mit der Flasche aufziehen.“ Vier Tage lang sei nicht klar gewesen, ob er es schafft, sagt Tesch. Im Zwei-Stunden-Takt wurde der Tiger aufgepäppelt – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Inzwischen ist Diego gesund und mopsfidel. Aber auch, wenn er aussieht wie ein großes Plüschtier: Auf dem Arm kuscheln geht gar nicht. „Kraulen am Boden lässt er sich aber gerne gefallen.“ Namenspate war eine Zeichentrickfigur. „Für meine Tochter Lysann gab es nur Diego. Das ist der Säbelzahntiger aus ,Ice Age’“, sagt die Tierärztin.

Bald soll Diego ins Wildkatzenzentrum „Felidae“ nach Tempelfelde umziehen. Das sei unter anderem mit dem Landesumweltamt bereits so abgestimmt worden, sagt Stationschef Renato Rafael. Damit er sich dort wohlfühlt, muss ein eigenes Gehege gebaut werden. „Dafür ist es wichtig zu wissen, welcher Tigerart Diego angehört“, sagt Rafael. Bestimmte Arten können das ganze Jahr im Freien leben, andere benötigen eine feste Unterkunft. Die Art könne allerdings nur über einen kostspieligen DNA-Test bestimmt werden.

„Wir planen, für den Tiger eine weitläufige Anlage zu bauen“, sagt Rafael. Die veranschlagten Kosten hierfür würden sich auf rund 300 000 Euro belaufen. Entsprechende Baupläne seien bereits eingereicht. Über Spenden und Fördermittel soll das Geld für Diegos neue Bleibe finanziert werden. Bis zur Eröffnung will Rafael Platz in anderen Gehegen schaffen. Aktuell leben 35 Leoparden, Schleichkatzen und andere Raubtiere in Tempelfelde.

Auch Tigerziehmutter Doris Tesch habe sich bereits einverstanden erklärt. „Das ist nur zehn Minuten von meiner Praxis weg. Da kann ich mein Tigerchen auch in Zukunft sehen, wann ich will“, sagt die Tierärztin.George Russew/dpa

George Russew, dpa

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