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Brandenburg: Ohne Seil und viel Lärm

Mehr Arbeitsunfälle als im Bundesdurchschnitt

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Potsdam - Weniger meldepflichtige Arbeitsunfälle in Brandenburg, aber deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt - das ist ein Ergebnis des diesjährigen Arbeitsschutzberichtes, den am Montag Arbeitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) in Potsdam vorstellte. Von 1998 bis 2007 sank die Zahl der Arbeitsunfälle demnach um mehr als ein Drittel. 2007 gab es 32 386 Arbeitsunfälle oder 31,3 Unglücke pro 1000 Erwerbstätige; bundesweit waren es 25,8 Unfälle. Seit 1998 ging die Zahl der Arbeitsunfälle in der Mark von 51 749 fast stetig zurück. „Mit der Tendenz sind wir zufrieden, mit den Ergebnissen noch nicht“, resümierte Ziegler.

Bauarbeiter, die ohne ein sicherndes Seil von meterhohen Silos stürzen, Kopfhörer, die bei Lärm nicht auf die Ohren gesetzt werden oder Gabelstapler, deren Fracht einem Mitarbeiter auf den Kopf fällt - auf diese Weise kommt es zu Arbeitsunfällen, die mitunter tödlich enden. 2007 kostete mangelnde Sicherheit dem Bericht zufolge 14 Arbeitnehmern das Leben, 2006 waren es neun. Dennoch: Durch die Kontrollen des Landesamtes und eine Kooperation mit den Betrieben habe die Zahl der Arbeitsunfälle insgesamt reduziert werden können, sagte Ziegler. Die häufigsten Berufskrankheiten seien Schwerhörigkeit durch Lärm, durch Asbest verursachter Krebs und Hauterkrankungen.

Dass in Brandenburg mehr Menschen während der Arbeit verunglücken als im Bundesdurchschnitt, habe die Mark mit anderen ostdeutschen Ländern gemeinsam. Denn typisch seien Wirtschaftsstrukturen mit Baugewerbe und Land- und Forstwirtschaft. Branchen, die besonders unfallträchtig sind, betonte die Ministerin. Manchmal sei die Ursache für einen Arbeitsunfall simpel: pure Nachlässigkeit. „Der Arbeitsdruck ist enorm gewachsen“, erläuterte Detlev Mohr, Leiter des Landesamtes für Arbeitsschutz. Nicht selten würden Arbeiten in großer Eile ohne Schutz erledigt.

„Je größer ein Unternehmen ist, umso leichter lassen sich Arbeitsschutzbestimmungen umsetzen“, sagte Ziegler. Bei kleineren Firmen mit bis zu fünf Mitarbeitern, immerhin 52 Prozent der mehr als 63 000 märkischen Betriebe, sei das schwieriger. Auf der Baustelle zum geplanten Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) arbeiten Mohr zufolge 2000 Menschen, Tendenz steigend. Um sie möglichst sicher durch den Arbeitstag zu bringen, will das Landesamt für Beratung und Überwachung einen Bürocontainer aufstellen – obwohl die Behörde ihre Mitarbeiterzahl von 210 auf 160 bis zum Jahr 2012 reduzieren müsse.

Ernst-Friedrich Pernack, zuständiger Referatsleiter im Potsdamer Ministerium, betonte, dass Arbeitsschutz auch ein „knallharter“ Wettbewerbsfaktor sei: „Die Besten werden zu dem Unternehmen gehen, das sich um sie kümmert.“ Leticia Witte

Leticia Witte

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