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Brandenburg: Opfer stellt Anzeige wegen Mordversuchs

Friedrichstraßen-Opfer will härtere Strafe. Und im Weddinger Fall ist die Polizei den Tätern auf der Spur

Stand:

Berlin - Eine Woche nach dem brutalen Überfall auf dem Berliner U-Bahnhof Friedrichstraße hat das Opfer Markus H. Strafanzeige gestellt wegen versuchten Mordes. Außerdem hat Opferbeistand Thomas Kämmer am Freitag einen Schriftsatz an Berlins Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) geschickt. Darin werde bei der Staatsanwaltschaft Akteneinsicht beantragt und die Möglichkeit einer Stellungnahme vor der Anklage gefordert. „Wenn die Staatsanwaltschaft bei derartigen Taten nicht die gebotene Härte walten lässt“, sagte Kämmer in Anspielung auf den jüngsten Überfall auf dem U-Bahnhof Amrumer Straße im Stadtteil Wedding, „dann muss sie sich nicht wundern, wenn einige Tage später Tatgeneigte im öffentlichen Raum wieder zuschlagen“.

Am Donnerstagmorgen hatten Unbekannte einen 21-Jährigen auf dem U-Bahnhof Amrumer Straße angegriffen und verletzt. Das Opfer, Dave Sch., hat das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen können. Er wurde am Freitagnachmittag von der Kripo vernommen. Drei Zeugen – eine Frau und zwei Männer – hatten die Tat gesehen und wurden ebenfalls von der Polizei befragt.

Die Ermittler haben bereits die beschlagnahmten Videos der Überwachungskameras vom U-Bahnhof Amrumer Straße gesichtet. Sobald der Beschluss der Staatsanwaltschaft vorliege, würden diese veröffentlicht, sagte ein Pressesprecher am Nachmittag. Auf den Bildern soll zu sehen sein, wie die drei Täter Dave Sch. auf dem Bahnsteig bedrängen und versuchen, ihm seine Halskette, sein Armband und sein Handy zu rauben. Das Opfer sagte bei der Polizei aus, dass es sich um drei Männer „südländischen Aussehens, wahrscheinlich Türken“ handeln soll. Einer von ihnen soll eine rote Schirmmütze getragen haben. Als sich das Opfer wehrte, schlugen die Männer auf ihn ein. Einer der Täter verletzte Dave Sch. mit einem Messer. Mindestens ein Täter soll nach Zeugenaussagen auch „in Richtung des Schädels“ von Dave Sch. getreten haben. Die Männer waren dann in einem Zug Richtung Osloer Straße geflüchtet.

Das Opfer hatte bei dem Überfall Prellungen, eine Schnittverletzung am Arm und starke Hautabschürfungen erlitten. Die Polizei hat die Bahnhöfe auf der Linie U9 zwischen Amrumer Straße und Osloer Straße abgesucht, aber keinen Tatverdächtigen gefunden, hieß es. Auch von diesen Bahnhöfen wurden die Videoaufzeichnungen beschlagnahmt. Dave Sch. arbeitet nach eigenen Angaben selbst bei einer Sicherheitsfirma. Die jüngsten Überfälle beschäftigen auch die Politik. Die CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus kündigte an, dass die Haftentlassung von Torben P. – er hatte den am Boden liegenden Markus P. auf dem U-Bahnhof Friedrichstraße im Stadtteil Mitte gleich mehrfach mit voller Wucht auf den Kopf getreten – ein parlamentarisches Nachspiel im Rechtsausschuss am kommenden Mittwoch haben werde. „Insbesondere werden wir von der Justizsenatorin erfahren wollen, ob sie die Kritik ihres Senatskollegen Körting an der Entscheidung des Richters, den Täter von der Untersuchungshaft zu verschonen, teilt“, sagte der rechtspolitische Sprecher, Sven Rissmann. Die Instrumentarien der Strafprozessordnung müssten konsequent angewendet werden, „woran vorliegend berechtigte Zweifel bestehen“, sagte er.

Wie berichtet hatte Berlins Innensenator Ehrhart Körting in dieser Zeitung die Berliner Justiz – und damit seine Kabinettskollegin Gisela von der Aue – hart kritisiert. Unter anderem auch deshalb, weil bei einer fast ähnlichen Gewalttat Mitte Februar gegen die vier Tatverdächtigen wegen versuchten Mordes eine Untersuchungshaft verhängt worden war. Sie sollen einen 30-jährigen Maler auf dem U-Bahnhof Lichtenberg ins Koma geprügelt haben.

Die Tatsache, dass der Richter Torben P. von der Untersuchungshaft verschonte und die Tat nicht als versuchter Mord, sondern als versuchter Totschlag eingeordnet wurde, stieß in der Öffentlichkeit teilweise auf großes Unverständnis.

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