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Sprache lernen. Kinder der Sorbischen Kindertagesstätte „Jan Radyserb-Wjela“ schauen in Bautzen in ein Vorschulheft in sorbischer Sprache.

© Kahnert/dpa

Mangel an Sorbischlehrern in Brandenburg: Pädagogen aus Tschechien, Polen und der Slowakei sollen der Lausitz helfen

Dresden/Potsdam - Der Einsatz tschechischer Lehrer an sorbischen Schulen in der Lausitz nimmt Formen an. Erste Schritte wurden jetzt auf einem Treffen des Sorbischen Schulvereins mit einem Vertreter des Präsidenten der Region Ústí vereinbart, wie der sächsische Linke-Politiker Heiko Kosel am Montag in Dresden mitteilte.

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Dresden/Potsdam - Der Einsatz tschechischer Lehrer an sorbischen Schulen in der Lausitz nimmt Formen an. Erste Schritte wurden jetzt auf einem Treffen des Sorbischen Schulvereins mit einem Vertreter des Präsidenten der Region Ústí vereinbart, wie der sächsische Linke-Politiker Heiko Kosel am Montag in Dresden mitteilte. Auf seine Anregung hin fand das Treffen statt. Die tschechischen Partner böten dem sorbischen Volk eine entsprechende „Solidaritätsinitiative“ an. Ein bloßes Abwerben tschechischer Lehrkräfte soll es aber nicht geben. Das wäre mit Blick auf die angespannte Arbeitsmarktlage in Tschechien kontraproduktiv, hieß es.

Brandenburg und Sachsen hatten bereits im vergangenen Jahr Maßnahmen gegen den drohenden Mangel an Lehrern für Sorbisch und Niedersorbisch (Wendisch) angekündigt. Sachsen, wo an sorbischen Schulen bis 2025 insgesamt 99 Lehrer altersbedingt ausscheiden, sprach sich unter anderem dafür aus, Pädagogen aus Polen und Tschechien einzusetzen und den Zugang zum Sorbischstudium in Leipzig zu erleichtern.

Brandenburg hält seine 76 Niedersorbischlehrer zwar für ausreichend, um alle derzeitigen Angebote abzusichern. Mittelfristig brauche man aber weiteres Personal, hieß es im zuständigen Ministerium. „Der Tatsache, dass der Sorbischunterricht in der Ober- und Niederlausitz nicht durch geringe Schülerzahlen, sondern wegen fehlender Lehrer ernsthaft gefährdet ist, sind sich die sorbischen Akteure bewusst“, erklärte Kosel. Da in Sachsen von 2017 bis etwa 2025 jährlich zehn bis 15 Lehrer nicht mehr zur Verfügung stünden, sei sofortiges Handeln notwendig. Die Idee, geeignete Lehrkräfte aus Polen, Tschechien und der Slowakei für einen Einsatz an sorbischen Schulen zu gewinnen, werde durch die Ministerien für Wissenschaft und Kultus in Sachsen geteilt. Beide seien nun in der Pflicht, eine unbürokratische Umsetzung zu ermöglichen.

Die slawischen Sorben sind in Deutschland eine anerkannte nationale Minderheit. Sie leben in Sachsen und Brandenburg, wo sie auch Wenden genannt werden. Beide Bundesländer haben in ihren Verfassungen die Pflege der Kultur und Sprache der Minderheit verankert. Kritiker sehen aber Mängel in der Umsetzung und verlangen eine kulturelle Autonomie der Sorben und Wenden.

Das Lehrerstudium für Sorbisch/Wendisch erfolgt am Institut für Sorabistik der Universität Leipzig. In Sachsen hatte sich die Zahl der Kinder mit Sorbisch als Muttersprache in den vergangenen 20 Jahren etwa halbiert. In Brandenburg lernen momentan gut 1600 Schüler Wendisch, in Sachsen knapp 2500 Sorbisch. Bei der Deutschen Unesco-Kommission ist Sorbisch/Wendisch als gefährdet eingestuft. Jörg Schurig

Jörg Schurig

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