Mit der Bahn aus Brandenburg an die Ostsee: Landkreise dringen auf Streckenausbau – Streit um Gutachten

Zwischen der Prignitz und der mecklenburgischen Seenplatte soll nach dem Willen mehrerer Landkreise der Bahnverkehr ausgebaut werden - doch jetzt ist Streit über ein Gutachten entbrannt. Der Landrat des Kreises Ostprignitz-Neuruppin, Ralf Reinhardt (SPD), befürchtet, dass die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern die Region eher vom Bahnverkehr abklemmen wollten.

Das von beiden Ländern in Auftrag gegebene Gutachten weise eine zu verengte Betrachtung auf. Es gebe auch die Befürchtung, dass als Alternative Busse übers Land fahren sollten, so Reinhardt. Das Verkehrsministerium reagierte auf die Kritik und teilte auf Anfrage mit, oberstes Ziel sei die Untersuchung des Bahnverkehrs.

Fünf Landkreise im nördlichen Brandenburg und in Mecklenburg-Vorpommern wünschen sich auch per Regionalbahn eine Achse von Berlin bis zur Ostsee nach Rostock. Dies betrifft etwa die vor Jahren stillgelegte Strecke Neustadt/Dosse - Meyenburg - Güstrow. Schienen-Abschnitte müssten wiederbelebt werden. Ab Meyenburg bis Güstrow etwa fährt gar kein Personenzug.

Strecke Berlin-Rostock soll in den Blick genommen werden

Eine bessere Schienenanbindung sei für die touristische Entwicklung zentral, sagte Landrat Reinhardt. Bislang dauere eine Fahrt mit mehreren Umstiegen von Berlin über die Prignitz bis nach Plau am See (Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern) viel zu lange - laut Reinhardt um die fünf Stunden. Mit dem Bus würden Touristen zudem kaum von Neustadt/Dosse zur Seenplatte reisen.

Die Länder lassen mit dem Gutachten unter anderem die Entwicklung der Fastgast-Nachfrage und den Ausbaubedarf untersuchen. Die Landkreise haben auch eigene Kosten-Nutzen-Untersuchungen initiiert. Dabei soll die ganze Strecke Berlin-Rostock in den Blick genommen werden.

Reinhardt kritisierte, die Länder hätten das Gutachten auf den Weg gebracht, ohne es mit den Landkreisen abzustimmen. Es werde nur eine verkürzte Strecke Neustadt/Dosse - Güstrow betrachtet. Zudem sei auch der Busverkehr in die Betrachtung einbezogen worden.

„Es ist eine Abbestell-Studie“, schimpfte Reinhardt. „Man möchte nicht ernsthaft daran arbeiten, neue Fahrgäste zu akquirieren.“ Die Hälfte der Berliner hätten kein Auto und keine Chance, ins nordwestliche Brandenburg und an die Seenplatte zu reisen, meinte Reinhardt.

Das Verkehrsministerium in Potsdam entgegnete auf die Kritik, es würden auch „die übergeordneten Verkehre zwischen Berlin und Rostock im erweiterten Untersuchungsraum“ mit betrachtet. Zudem habe es im Vorfeld der Vergabe des Gutachtens einen Austausch mit dem Landkreis gegeben. Dessen Anforderungen seien - „soweit möglich und sinnvoll“ mit aufgenommen worden. Die Landkreise würden auch bei der weiteren Erarbeitung beteiligt werden. (dpa)