Brandenburg: „Pille danach“: Kardinal sucht das Gespräch
Berlin - Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki rückt möglicherweise vom strikten Nein zur Ausgabe der „Pille danach“ für Opfer von Vergewaltigungen ab. „Wenn es neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Wirkungsweisen der ’Pille danach’ gibt, dann ist es notwendig und wichtig, dass sich die Kirche bundesweit damit auseinandersetzt“, sagte der Kardinal am Wochenende.
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Berlin - Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki rückt möglicherweise vom strikten Nein zur Ausgabe der „Pille danach“ für Opfer von Vergewaltigungen ab. „Wenn es neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Wirkungsweisen der ’Pille danach’ gibt, dann ist es notwendig und wichtig, dass sich die Kirche bundesweit damit auseinandersetzt“, sagte der Kardinal am Wochenende. Er relativierte damit Äußerungen seines Sprechers Stefan Förner, der vom Nachrichtenmagazin „Focus“ mit den Worten zitiert wurde: „Bei uns gab es die Pille danach bislang nicht in katholischen Krankenhäusern und es wird sie nicht geben.“ Mit dieser Linie setzte sich das Erzbistum vom Kölner Erzbischof Kardinal Meisner ab. Der hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass das Medikament nach einer Vergewaltigung vertretbar sei. Er habe seine Meinung nach einer Beratung mit Fachleuten geändert. Unklar ist laut „Focus“, „ob er für seine Aussage ein Plazet aus dem Vatikan erhielt“. Der Kölner Sprecher Christoph Heckeley sagte dem Bericht zufolge, der Kardinal habe sich mit Rom abgesprochen. Mit wem, habe Meisner ihm nicht gesagt.
Die Diskussion hatte sich entzündet, nachdem eine junge Frau im Dezember nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung in zwei katholischen Kliniken abgewiesen worden war, weil die Ärzte dort keine „Pille danach“ verschreiben wollten. Dafür war die Kirche heftig kritisiert worden. Woelki betonte jetzt: „Das Erzbistum Berlin wird sich intensiv an dieser Debatte beteiligen. Unsere Krankenhäuser und Ärzte brauchen Orientierung, wie sie in Zukunft Frauen in dieser Situation unterstützen können - auch was den Einsatz von bestimmten Formen der Pille danach angeht.“ Nach Darstellung des Kardinals bekommen Frauen, die einem Sexualdelikt zum Opfer gefallen sind, in katholischen Krankenhäusern „jede notwendige medizinische und pflegerische Hilfe und eine umfassende Aufklärung“. Dies beinhalte ebenfalls die „uneingeschränkte Kooperation im Hinblick auf die Spurensicherung“.dapd
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