Brandenburg: Planverfahren für neuen Kohletagebau
1200 Umsiedlungen für „Welzow-Süd II“ / Debatte um Arbeitsplätze
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Cottbus - Für den neuen Tagebau Welzow-Süd II (Spree- Neiße) ist gestern das Braunkohleplanverfahren offiziell eröffnet worden. Der Ende Juli vom Energieunternehmen Vattenfall Europe eingereichte Antrag sei ausführlich geprüft worden, sagte Klaus-Otto Weymanns, Referatsleiter der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg, in Cottbus. Das Planverfahren dauere sechs Jahre, weil es erstmals in Deutschland eine strategische Umweltprüfung gibt. Etwa 1200 Menschen müssten in der Region mit der Umsiedlung rechnen.
Die Braunkohleförderung im Süden Brandenburgs werde sich trotz des geplanten Neuaufschlusses von Tagebauen verringern, sagte Detlef Dähnert, Leiter Bergbauplanung/Infrastruktur von Vattenfall, vor dem Braunkohlenausschuss des Landes. In Ostsachsen würden Kohlereviere „in angemessenem Maße“ ausgetauscht. Die Stromproduktion in den Lausitzer Kraftwerken werde der künftigen Kohleproduktion angepasst.
In Brandenburg sind vier neue Kohlegruben vorgesehen und eine in Sachsen. Davon sind 3400 Bewohner betroffen.
Seit Ende 2006 laufen bereits die Planungen für das Vorranggebiet des sächsischen Tagebaus Nochten. Der ruhende Tagebau Reichwalde nehme 2010 wieder die Produktion auf, berichtete Dähnert. Mit der Kohle soll das sächsische Kraftwerk Boxberg beliefert werden. Dort geht 2011 ein neuer 675-Megawatt-Block ans Netz. Derzeit fördert Vattenfall in Südbrandenburg jährlich 40 bis 50 Millionen Tonnen des fossilen Energieträgers. Hinzu kommen knapp 20 Millionen Tonnen aus dem Tagebau Nochten.
Dähnert wollte auf Nachfrage den PNN-Bericht vom vergangenen Wochenende nicht bestätigen, wonach die Kohleförderung in Südbrandenburg nach 2030 auf 23 Millionen Tonnen sinkt und sich damit etwa halbiert. ein Vattenfall-Sprecher hatte dies allerdings zuvor schon getan. Konkrete Zahlen würden später im Genehmigungsverfahren für die neben Welzow-Süd II noch geplanten drei neuen Tagebaue genannt. „Es wird aber bis 2050 keine anderen Pläne für neue Tagebaue geben“, sagte er. Brandenburgs Grüne hatten Tags zuvor der Landesregierung ein falsches Spiel vorgeworfen, da sie der Öffentlichkeit zur künftigen Nutzung der Braunkohle entscheidende Informationen verschwiegen habe. Der Landesvorsitzende Axel Vogel forderte Vattenfall auf, nun auch seine Planungen zur Beschäftigtenzahl auf den Tisch zu legen. Die Grünen gehören zu den Initiatoren der Volksinitiative gegen neue Tagebaue. Bisher haben nach Grünen-Angaben etwa 4000 Menschen unterschrieben.
Wie der Vattenfall-Personalvorstand Hermann Borghorst berichtete, sind rund 5000 Mitarbeiter allein im brandenburgischen Bereich beschäftigt. Die Zahl der älteren Beschäftigten solle durch Teilzeitmodelle verringern werden. Das sehe das bis 2018 reichende Personalentwicklungskonzept der Geschäftseinheit Mining & Generation (Bergbau und Stromerzeugung) vor. Die Zahl der aktiven Beschäftigten verringere sich von 7331 Ende 2006 auf 7230 Ende 2010.
Die Grüne Liga warf Vattenfall vor, in der gestrigen Ausschusssitzung konkrete Aussagen über die langfristigen Pläne zum Braunkohlenabbau verweigert zu haben. Künftige Fördermengen und Arbeitsplatzzahlen seien nicht genannt worden, kritisierte René Schuster, Landeschef der Grünen Liga und deren Vertreter im Braunkohlenausschuss. „Wenn die Landesregierung auf dieser Grundlage ihre Energiestrategie verfasst, stochert sie im Nebel“, schrieb Schuster in einer Mitteilung.
Peter Jähnel
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