Brandenburg: Plastinator im Bunker
Beiersdorf-Freudenberg - Der für seine „Körperwelten“-Ausstellungen bekannte Leichenplastinator Gunther von Hagens ist an einem Bunkergelände in Freudenberg nordöstlich von Berlin interessiert. Hagens überlege, dort eine Produktion plastinierter Körperscheiben aufzubauen, wie sie bisher im südbrandenburgischen Guben geplant war, sagte Ortsbürgermeister Ronald Buchholz gestern.
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Beiersdorf-Freudenberg - Der für seine „Körperwelten“-Ausstellungen bekannte Leichenplastinator Gunther von Hagens ist an einem Bunkergelände in Freudenberg nordöstlich von Berlin interessiert. Hagens überlege, dort eine Produktion plastinierter Körperscheiben aufzubauen, wie sie bisher im südbrandenburgischen Guben geplant war, sagte Ortsbürgermeister Ronald Buchholz gestern. Der Plastinator habe langfristig bis zu 150 Arbeitsplätze angekündigt. Er wolle innerhalb von drei Wochen eine Entscheidung treffen. Hagens hatte sich in der 680 Einwohner zählenden Gemeinde Beiersdorf-Freudenberg ein etwa 50 Hektar großes, privates Gewerbegebiet angeschaut, das zu DDR-Zeiten ein Sperrgebiet des Ministeriums des Inneren war. In den 80er Jahren war dort ein Führungsbunker des Ministeriums gebaut worden. Hagens habe angeführt, dass die Bunkeranlage unter anderem wegen der dort herrschenden Luftfeuchtigkeit für seine Fabrikation sehr geeignet wäre, sagte Buchholz. Der Plastinator könnte neben dem Bunker aber auch andere Gebäude und Hallen nutzen. Der große Unterschied zu Guben sei, dass das Freudenberger Gewerbegebiet mitten im Wald liegt, erläuterte der Bürgermeister. Es gebe hier keine direkten Nachbarn. „Für uns wäre die Ansiedlung eine Chance, weil jeder Arbeitsplatz zählt“, sagte Buchholz. Zudem könnte Hagens zum „Rettungsanker für das gesamte Gewerbegebiet“ werden, falls das Bundesverfassungsgericht der Klage der Gemeinde gegen den gesetzlich verfügten Mindesthebesatz von 200 Prozent nicht stattgeben und damit die Gewerbesteuerfreiheit kippen würde, für die Freudenberg weithin bekannt ist. Hagens hofft allerdings weiter darauf, dass die Stadt Guben seine dortigen Pläne doch noch genehmigt. Im Frühjahr wollen die Gubener Stadtverordneten entscheiden. Der Plastinator will eine Produktion in einem seit Jahren leer stehenden Gebäude der „Gubener Wolle“ oder im Komplex der Stadtverwaltung aufbauen, die im Sommer umzieht. Die Pläne sorgen für heftige Diskussionen. Während ein Teil der Bevölkerung Chancen für neue Arbeitsplätze sieht, sprechen andere von Leichenschändung.
In Freudenberg gebe es bisher noch keine öffentliche Diskussion, sagte Buchholz. Er persönlich habe einige Leute gesprochen, die für eine Ansiedlung wären und auf Arbeitsplätze hofften. Pfarrer Frank Staedler sei allerdings dagegen. Das Thema soll in der Gemeindevertretersitzung am Donnerstagabend in einer Bürgerfragestunde diskutiert werden.Jörg Schreiber
Jörg Schreiber
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