Razzia bei Hells Angels: Polizei hebt in Cottbus Waffenlager der Rocker aus
UPDATE. Am Wochenende soll es eine Feier zum fünfjährigen Bestehen der Cottbuser Niederlassung der Hells Angels geben. Doch die Feierlaune wird den Rockern gründlich vergangen sein: Am Mittwoch stattete ihnen die Polizei einen Besuch ab, machte eine Razzia. Und wurde auch fündig.
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Cottbus - Brandenburgs Sicherheitsbehörden setzen die Rockerszene in Brandenburg weiter unter Druck. Nach Razzien in Potsdam und Hennigsdorf traf es jetzt auch die Hells Angels in Cottbus. 200 Beamte durchsuchten am Mittwochmorgen 18 Objekte, darunter das Vereinsheim in Cottbus, Wohnungen und Firmen von Mitgliedern des Rockerklubs. Ein Polizeisprecher sagte, die Razzia diene der Gefahrenabwehr. Denn am Wochenende feiert die Cottbuser Niederlassung der Hells Angels fünfjähriges Bestehen, auch zahlreiche Klubmitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland haben sich angekündigt. „Wir können nicht ausschließen, dass es zu Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Rockerklubs wie Bandidos oder Gremium kommt und dafür im Vorfeld Waffen in Depots gelagert wurden, um sich darauf vorzubereiten“, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittler hatten offenbar eindeutige Hinweise darauf.
Zunächst fanden die Beamten aber nur in Rockerkreisen durchaus übliche Utensilien: Übungspatronen, ein Bajonett, Messer, Samurai-Schwerter, Macheten, Morgensterne, Quarzsandhandschuhe, Drogen und Muskelaufbaupräparate wie Anabolika. Auf dem Gartengrundstück eines 28-jährigen Rockers der Hells Angels aber dauerte die Durchsuchung länger. Mit Metalldetektoren suchten Spezialisten des Landeskriminalamtes (LKA) das Gelände stundenlang ab – und das Gerät schlug schließlich Alarm. An dieser Stelle war eine Metallkiste vergraben, Sprengstoffexperten öffneten sie. Was die Ermittler darin fanden, war ein kleines Arsenal an scharfen Waffen: eine Pumpgun und eine abgesägte doppelläufige Schrotflinte, drei Pistolen sowie die nötige Munition, mehrere Handbeile und eine Präzisionsschleuder. Der 28-jährige Gartenbesitzer und Mitglied der Cottbuser Hells Angels wurde wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt in diesem Fall schon länger. Die beschlagnahmten Waffen werden jetzt kriminaltechnisch untersucht, um herauszufinden, ob sie bereits bei Straftaten genutzt wurden und ob DNA-Spuren zu den Nutzern führen.
Innenminister Dietmar Woidke (SPD), der eine Null-Toleranz-Strategie gegen die Rocker fährt, sagte: „Die Warnungen vor der hohen Gewaltbereitschaft krimineller Rocker sind in keiner Weise übertrieben.“ Die Ermittler wollten den Einsatz auch als „deutliches Zeichen“ an die Rockerszene verstanden wissen. Sie befürchten ein Übergreifen der jüngsten Auseinandersetzungen in Berlin auf das Umland und Brandenburg. „Insgesamt ist die Situation als fragil einzuschätzen“, hieß es. Wegen der engen Vernetzung der Rockerklubs in beiden Bundesländern seien die Vorgänge auch für Brandenburg von Bedeutung. Auch die Ermittler in Berlin schätzen die Lage als angespannt und äußerst unübersichtlich ein, zumal nach diversen Selbstauflösungen verschiedener Klubs, auch der Bandidos, die Rivalen der Hells Angels.
In Berlin war Anfang Juni der Chef der Hells Angels Nomads angeschossen worden. Zudem steht ein Ultimatum an andere Klubs im Raum, sich aufzulösen, überzutreten – und sich in Berlin nicht mehr mit den Kutten anderer Klubs wie Bandidos oder Gremium zu zeigen. Auch gab es Schüsse auf Bandidos vor deren Vereinsheim im Wedding. Ermittler sprechen von einer Bedrohungssituation wie „schon lange nicht mehr“. Zudem wächst die Furcht, Rocker aus Skandinavien, wo jahrelang ein blutiger Rockerkrieg tobte, könnten in den Konflikt eingreifen. Jedenfalls haben die Beamten in jüngster Zeit vermehrt Rocker vor dort in Berlin gesichtet. In einer internen Anweisung der Polizei wird vor einer Verschärfung des Konflikts und dem Einsatz von Schusswaffen und Sprengstoff durch die Rocker gewarnt. Fahrzeuge aus Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland sollen verstärkt kontrolliert werden.
Dagegen ist es im Süden Brandenburgs nach früheren blutigen Konflikten mit Schüssen und Messerstichen eher ruhig. Hier haben die Hells Angels die Szene fest im Griff, kontrollieren den Drogenhandel, machen aber im Rotlichtmilieu und mit Schutzgeld Geschäfte. Sorgen bereiteten den Ermittlern hier vor allem die engen Bande in die Hooliganszene, zu Kampfsportklubs und Rechtsextremisten.
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