Von Alexander Fröhlich: Polizei schießt auf Bankräuber
Berliner Spezialkräfte fassen in Lindow Geldautomaten-Sprenger
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Lindow/Berlin - Seit Wochen waren Ermittler der Berliner Polizei den Männern wegen einer Serie von gesprengten Geldautomaten auf der Spur. In der Nacht zu Montag nahmen dann Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) Rene M. (44) aus Berlin und Patrick B. (28) aus Kyritz beim Überfall im brandenburgischen Lindow (Ostprignitz-Ruppin) fest. Die beiden Männer hatten dort einen Sprengsatz an einem Sparkassen-Geldautomaten gezündet. An das Geld kamen sie aber nicht heran, der Automat wurde nur beschädigt. Auf dem Weg zurück zu ihrem in der Nähe geparkten Wagen griff dann das SEK zu. Dabei kam es zu einem Schusswechsel. Der Ältere zog aus seinem Hosenbund eine Pistole, woraufhin ein Beamter einen Warnschuss in dessen Richtung abgab. Ein anderer SEK-Beamter überwältigte den 44-Jährigen schließlich und verletzte ihn dabei leicht. Der jüngere Komplize leistete keinen Widerstand, hatte aber ebenfalls eine Schusswaffe bei sich. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt nun wegen des Anfangsverdachts des versuchten Mordes an einem Polizeibeamten. Für ein Verfahren gegen den schießenden Beamten gebe es keinen Anlass, sagte ein Sprecher. Deren Einsatz in Brandenburg sei nicht ungewöhnlich, da Berliner Tatverdächtige observiert worden seien.
Wenige Stunden später durchsuchte die Polizei am Montagmorgen um 8.30 Uhr in Berlin-Charlottenburg die Wohnung eines dritten Mannes. Dieser soll die beiden Räuber mit Waffen versorgt haben. In der Wohnung waren nur die Ehefrau des Verdächtigen und zwei Kampfhunde, die die Beamten sofort attackierten und deshalb erschossen wurden. Der mit einem Messer bewaffnete Beschuldigte konnte kurz darauf im Hausflur festgenommen werden. Gegen die beiden in Lindow festgenommenen Männer ist Haftbefehl erlassen worden.
Rene M. ist dem Vernehmen nach erst im Herbst 2010 nach einer zwölfjährigen Haftstrafe aus der JVA Tegel entlassen worden, er soll wegen Mord, Raub und Brandstiftung gesessen haben. Da die Serie der Taten von in Berlin und Brandenburg aufgesprengten Geldautomaten bereits 2009 begonnen hatte, kommt Rene M. nur für einen Teil der Taten in Betracht. Ermittelt wird nun, ob es weitere Täter gibt. Angesichts der Schwere der Taten droht M. nun Sicherungsverwahrung.
Das Sprengen von Geldausgabeautomaten ist nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) ein seit dem Jahr 2005 im Land Brandenburg bekanntes, bundesweites Kriminalitätsphänomen. Bis zum gestrigen Montag registrierte die Polizei seither in Brandenburg insgesamt 24 derartiger Angriffe. Auf das Jahr 2009 entfielen vier Fälle, wobei es dreimal bei Versuchen blieb und Täter nur in einem Fall an das Bargeld herankamen. Im Jahr 2010 sind in der Polizeistatistik sieben Fälle vermerkt, sechsmal blieb es beim Versuch, nur in einem Fall hatten die Täter Erfolg. (mit Ha)
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