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Brandenburg: Polizei wurde in Schildow fündig

Schildow - Der Tippgeber der Polizei hatte sich um anderthalb Meter verschätzt. Denn an der von ihm angegebenen Stelle an der Wand einer Villa in Schildow suchten die Beamten seit Montag vergeblich nach einer vor zwölf Jahren vergrabenen Leiche.

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Schildow - Der Tippgeber der Polizei hatte sich um anderthalb Meter verschätzt. Denn an der von ihm angegebenen Stelle an der Wand einer Villa in Schildow suchten die Beamten seit Montag vergeblich nach einer vor zwölf Jahren vergrabenen Leiche. Da die Polizei dem Informanten aber großen Glauben geschenkt und selbst ein Leichenspürhund am Dienstag angeschlagen hatte, sollte am Donnerstag hochmoderne Technik zum Einsatz kommen – offenbar mit Erfolg. „In sechs Meter Tiefe und leicht unterhalb der Bodenplatte gibt es eine auffallende Veränderung im Erdreich“, sagte Wolfram Köhler, Ingenieur einer Potsdamer Spezialfirma. „Dort müsste die Leiche mit großer Sicherheit liegen.“ Mit einer in einem roten Kasten eingebauten Antenne hatte er Bodenwellen in den Untergrund geschickt, um den toten Türken Ahmet K. zu orten.

Es sei das erste Mal, dass ihn die Polizei mit so einer Suche beauftrage, meinte der Spezialist Köhler. „Bislang arbeiten wir meistens im Auftrag von Archäologen. Die dabei gesuchten menschlichen Überreste sind allerdings bedeutend älter.“

Ahmet K. wurde im Dezember 1996 oder im Januar 1997 in der Diskothek „Paparazzi“ in der Nürnberger Straße in Berlin-Schöneberg erschossen, vermutlich von Landsleuten. Der illegal in Berlin lebende Mann habe zwar zur Szene gehört, soll aber selbst kein Türsteher gewesen sein. „Er hat wohl eine andere Funktion übernommen“, sagte Polizeisprecher Guido Busch. Denkbar wäre eine Funktion als Drogenkurier oder auch als Drogenhändler. Niemand hat ihn nach seinem Verschwinden vermisst.

Die Identität des Mannes, der die Polizei auf die Spur in Schildow gebracht hat, wird „zu seinem eigenen Schutz“ nicht preisgegeben, wie es von den Ermittlern hieß. Wahrscheinlich war der Mann am Vergraben der in einen Teppich gehüllten Leiche unter der Bodenplatte für eine später darauf gebaute Villa beteiligt gewesen. Er irrte sich bei der Betrachtung des Grabungsortes am Dienstagvormittag schließlich nur um eine kurze Distanz.

Das Technische Hilfswerk grub am Nachmittag mit einem Bagger ein drei Meter tiefes Loch an der Stelle, am Abend wurde per Hand weitergegraben. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe war die Leiche aber nicht geborgen.

Die Leiche muss 1997 unter die Bodenplatte geschoben und mit Sand bedeckt worden sein. Die spätere anrückende Baufirma, die den Boden rund um die Platte auffüllte und verdichtete, bemerkte davon nichts. Claus-Dieter Steyer

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