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Mit Uniform am Gartenzaun. Nach zwei Anschlägen wachen zahlreiche Beamte vor dem Villengrundstück in Bad Saarow. Das Motiv ist völlig unklar, von Drohungen ist nichts bekannt. Der Familie von Christian Pepper gehören große Ufergrundstücke in dem Kurort am Scharmützelsee und mehrere Hochhäuser in Berlin.

© dpa

Nach Mordattacken: Polizeischutz für Unternehmerfamilie

Nach Schüssen auf einen Wachmann vor einer Villa in Bad Saarow ist der Täter noch immer auf der Flucht. Das Anwesen der Unternehmerfamilie Peppers wird nun rund um die Uhr bewacht.

Nach dem Anschlag auf die Unternehmerfamilie Christian Pepper hat die Frankfurter Mordkommission die Zahl der eingesetzten Beamten auf 20 erhöht. Hinweise auf den Maskenmann im Tarnanzug, der am Sonntagmorgen einen Wachmann niedergeschossen hatte, gibt es bislang erst sechs, sagte ein Polizeisprecher. Eine konkrete Spur hat sich daraus nicht ergeben. Der 31-jährige Wachmann schwebt weiter in Lebensgefahr. Die aus Berlin stammende Familie Pepper, der unter anderem das Europa-Center gehört, steht in Bad Saarow nun unter Polizeischutz. Denn den Wachmann hatte die Familie erst engagiert, nachdem Ende August Petra Pepper von dem Unbekannten vor der Villa mit einem Knüppel oder einer Stahlstange attackiert und am Kopf verletzt worden ist. Erst die Hunde der Familie konnten den Angreifer damals in die Flucht schlagen, möglicherweise trug er bei dieser ersten Attacke einen Biss davon.

Bei beiden Angriffen war der etwa 1,70 bis 1,80 Meter große Mann mit einem militärischen Tarnanzug, Schnürstiefeln, einem dazu passenden Helm und einem Netz vor dem Gesicht maskiert. Das Motiv ist völlig unklar, nur ein versuchter Raubüberfall gilt derzeit als ausgeschlossen. Spekuliert wird in dem vornehmen Kurort über Nachbarschafts- oder Eigentumsstreitigkeiten. Als nicht ausgeschlossen gilt auch die Rache eines verschmähten Liebhabers der Tochter (23) der Familie. Die Polizei bestätigt keine der Theorien.

Das Europa-Center gilt als das bekannteste Gebäude der Familie.
Das Europa-Center gilt als das bekannteste Gebäude der Familie.

© Kai-Uwe Heinrich tsp

Der zweite Anschlag galt Tochter Louisa, die Sonntagfrüh gegen 7.20Uhr die Pferde auf die neben dem Villengrundstück liegende Koppel führen wollte. Dem Vernehmen nach warf sich der Wachmann zwischen den Schützen und die Tochter. Louisa ist Dressurreiterin, sie ist Mitglied eines Berliner Vereins und nahm an Turnieren teil. Der Familie Pepper gehören seit den 50er Jahren mehrere Grundstücke am Scharmützelsee. Diese wurden ihr nach der Wende rückübertragen – also vor etwa zwei Jahrzehnten. In Berlin hatte Unternehmensgründer Karl-Heinz Pepper neben dem Europa-Center unter anderem mehrere Hochhäuser am Ernst-Reuter-Platz gebaut. Nach dem Tod des Seniors im Jahr 2003 hatte Sohn Christian Pepper das Immobilienimperium übernommen. Unbemerkt von der Öffentlichkeit war die Familie vor einigen Jahren von Berlin nach Bad Saarow gezogen.

Am Dienstag standen neben Kamerateams viele Schaulustige vor der Villa am westlichen Seeufer. Die Besatzungen von drei Polizeiwagen hatten rund um die Uhr ein wachendes Auge auf das Geschehen in der schmalen Straße, in der sich auch viele Urlauber unter die Anwohner mischten. Ein älterer Anwohner berichtete den Umstehenden wie ein Ortschronist über das jetzt von vielen Fotografen und Fernsehteams ins Visier genommene Anwesen der Peppers: „Das Haus mit den vier Säulen ist das ehemalige Clubhaus des Golfvereins Scharmützelsee von 1930. Die Nazis wollten damals Golf als Volkssport etablieren.“

Ein Blick in die Chronik des Kurortes bestätigt diese Angaben. Demnach bewohnte das Haus zunächst ein SA-Mann, bevor es nach dem Krieg dem VEB Reifenwerk Fürstenwalde als Clubhaus übertragen wurde. 1951 eröffnete hier Walter Ulbricht das Zentrale Pionierlager „Lilo Hermann“. 1984 bis 1986 entstanden auf dem Grundstück auf der anderen Straßenseite drei jeweils dreistöckige Bettenhäuser und ein Speisesaal für 400 Jugendliche. Den ganzen Tag durchkämmten Polizisten das Areal nach möglichen Spuren. Es gehört wie das einstige Strandbad Neptun und der 25 Hektar große Golfplatz der Familie. Die hatte dem Vernehmen nach in den fünfziger Jahren die zwar großen, aber in der DDR als vergleichsweise wertlos betrachteten Grundstücke gekauft. Nach der Wiedervereinigung 1990 stieg der Wert der Seegrundstücke um das Vielfache. Die Familie Pepper ließ sich das alte Clubhaus in ein repräsentatives Wohngebäude umbauen. Daneben wurden eine große Garage und ein Pferdestall errichtet.

Seit dem jüngsten Anschlag machen in Bad Saarow viele Gerüchte die Runde. Viele Einwohner tippen auf einen Täter von außerhalb. „Jeder Einheimische weiß, dass der Silberberger Kreisel, wo der Täter sein Fluchtmotorrad abgestellt hatte, von Videokameras überwacht wird“, sagte ein Kellner im traditionsreichen Café Dorsch, das in der Nähe liegt. Die Polizei gab gestern noch keine Auskünfte darüber, ob sie den Täter auf einem Video identifiziert hatte. Möglicherweise hatte sich der Täter in einem der Bettenhäuser gegenüber auf die Lauer gelegt. Diese eignen sich hervorragend zur Beobachtung des Pferdestalls.

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