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Brandenburg: Polnische Blutspender hoffen auf bare Münze

Doch das Rote Kreuz in Deutschland zahlt nicht für Spenden / Rundfunkmeldung sorgte für Verwirrung

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Doch das Rote Kreuz in Deutschland zahlt nicht für Spenden / Rundfunkmeldung sorgte für Verwirrung Warschau/Dresden/Cottbus - Eine Rundfunkmeldung hat viele Polen vor knapp zwei Wochen aufhorchen lassen: Mit einer Blutspende in Deutschland lasse sich gutes Geld machen. Mehrere hundert Euro lockten – für viele Menschen in Polen ein kleines Vermögen. „Anfangs konnten wir uns vor dem Andrang kaum retten“, sagt eine Sprecherin des DRK-Blutspendedienstes mit Sitz in Cottbus. Vor allem in den grenznahen Regionen standen plötzlich polnische Spendetouristen Schlange. Die Ernüchterung folgte, als sie feststellten, dass das Rote Kreuz in Deutschland, ebenso wie in Polen, nicht für Spenden bezahlt. Es dauerte eine Weile, bis sich diese Information auch in Polen herumsprach. „Es war fast nicht mehr auszuhalten. Zum Glück hat der Andrang jetzt gewaltig nachgelassen“, sagt Rosemarie Knauthe vom DRK-Blutspendedienst in Frankfurt (Oder). Alle fünf bis zehn Minuten habe zudem das Telefon geklingelt. Die Menschen, denen es in erster Linie um das Geld gegangen sei, seien in Kleinbussen und Kleintransportern vorgefahren. Vorsichtshalber bleiben die polnischsprachigen Zettel noch im Schaukasten des Frankfurter Blutspendedienstes hängen. Sie informieren über Blutspenden in Deutschland. Auch in Sachsen erlebten die DRK-Blutspendedienste sowie private Anbieter einen Ansturm aus Polen. Beim DRK-Blutspendedienst in Görlitz drängten sich zeitweise bis zu 200 Menschen in der Hoffnung auf ein Honorar in Höhe von 300 bis 400 Euro, sagt Ute-Maja Liebscher vom DRK-Blutspendedienst Sachsen. Doch die Falschmeldung über das Blutgeld hatte noch andere Folgen: „Deutsche rufen bei uns an und beschweren sich darüber, dass die Polen für ihre Spenden Geld bekommen“, erzählt Liebscher. Sie nähmen die Gerüchte für bare Münze. Dabei seien diese Summen total aus der Luft gegriffen. „Noch nicht einmal das Krankenhaus muss 300 Euro für eine Konserve bezahlen“, so Liebscher. Mittlerweile informiert der Bundesgrenzschutz bereits vor der Einreise nach Deutschland die polnischen Spendetouristen. Mit dem EU-Beitritt Polens könnten die Bürger zwar auch in Deutschland spenden, müssen aber das ärztliche Beratungsgespräch auf Deutsch führen können, so Liebscher. Zudem brauchen Spender einen Pass und eine Wohnadresse. In Polen hat der Spendetourismus währenddessen die übliche Knappheit der Blutbanken während der Ferienzeit noch verschärft. In Lodz, Kattowitz und anderen Ballungsgebieten schlugen die Krankenhäuser Alarm: es fehlten Blutkonserven, Operationstermine mussten verschoben werden. Gesundheitsminister Marek Balicki und Politiker versuchten, mit einer öffentlichen Blutspende im Parlament die Polen zu animieren. Nicht alle in Polen haben sich von der Hoffnung verabschiedet, mit einer Blutspende im Nachbarland bare Münze zu machen. „Man muss wissen, wohin man geht“, rät ein Artikel der Zeitung „Zycie“. Beim Deutschen Roten Kreuz und im staatlichen Gesundheitswesen sei mit der Spende zwar kein Geld zu verdienen, auch Universitäten zahlten nur kleine Summen. „Um richtig Geld zu machen, muss man in private Kliniken und Praxen gehen“, heißt es unter Berufung auf erfahrene „kommerzielle Spender“.

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