Brandenburg: Profi-Aufreißer prahlt mit Vergewaltigung Gegen ein Seminar in Berlin gibt es Protest
Berlin - Die Provokation scheint ihm nicht unangenehm zu sein: Der Vortragende steht vor seinen Zuhörern und erklärt, wie man japanische Mädchen als weißer Mann gefügig machen könne. Einfach „Pokémon“ oder „Tamagotchi“ rufen – schon sei der Bann gebrochen.
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Berlin - Die Provokation scheint ihm nicht unangenehm zu sein: Der Vortragende steht vor seinen Zuhörern und erklärt, wie man japanische Mädchen als weißer Mann gefügig machen könne. Einfach „Pokémon“ oder „Tamagotchi“ rufen – schon sei der Bann gebrochen.
Der Mann ist Julien Blanc, gegen den sich gerade im Internet wegen solcher und ähnlicher Vorträge massiver Protest formiert. Er arbeitet für die US-Firma „Real Social Dynamics“ (RSD), die schüchternen jungen Männern in Seminaren und Vorträgen beibringen möchte, wie man Frauen für sich gewinnt. „Pick Up Artists“ nennen sich die nach Konzept vorgehenden Aufreißer.
Am Freitag schickt die Firma einen Dozenten nach Berlin. Gegen das Seminar regen sich jetzt erhebliche Proteste. Besonders empört sind die Gegner über ein Video, das inzwischen nicht mehr abrufbar ist. Darauf soll Blanc sich brüsten, er habe nach einer gemeinsamen Nacht mit einer Frau nicht akzeptiert, dass sie am nächsten Morgen keinen Sex mehr mit ihm gewollt habe, und den Verkehr dennoch vollzogen – sie also vergewaltigt. Das australische Innenministerium hatte in der vergangenen Woche bereits Konsequenzen gezogen und Blanc sein Visum entzogen, sodass er abreisen musste.
Von den australischen Aktivisten habe sie von der Veranstaltung in Berlin erfahren, sagt Birte Rohles, Referentin der Frauenrechtsorganisation „Terre des femmes“ in Deutschland. Deshalb habe die Organisation am Mittwoch Briefe an den Regierenden Bürgermeister und den Berliner Polizeipräsidenten geschickt, mit der Bitte, das Seminar aufzuhalten. Wo es stattfinden soll, darüber hält sich der Veranstalter bedeckt. In sozialen Netzwerken mutmaßen Gegner über den Seminarort, um dort zu protestieren. Vor einigen Monaten hat Julien Blanc selbst in Berlin einen Vortrag gehalten. Dieser soll damals im Westin Grand Hotel an der Friedrichstraße stattgefunden haben. Dieses Wochenende seien keine Veranstaltungen bei ihnen geplant, sagt eine Hotel-Sprecherin.
Manuel Gonzalez, professioneller Flirtcoach aus Berlin, saß damals im Publikum. Er selbst grenzt sich von „Pick Up Artists“ ab, sagt aber, er habe sich selbst ein Bild von Blanc machen wollen, den er als Idolfigur vieler „Pick Up Artists“ bezeichnet. Die etwa hundert Zuhörer seien von dem Vortrag „durchweg begeistert“ gewesen. Äußerungen wie jene über die mutmaßliche Vergewaltigung seien nicht gefallen. Er selbst habe Blancs „Lust am Herumexperimentieren mit Menschen“ als grenzwertig empfunden. Als Marketingmaßnahme habe das Provozieren funktioniert – bislang zumindest. F. Felber
F. Felber
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