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Solidarität von Protestcamp: Polizei holt Tesla-Gegner vom Bagger nahe dem Werk in Grünheide
Schon seit Monaten protestieren Tesla-Gegner gegen das Autowerk von Elon Musk in Grünheide bei Berlin. Stundenlang besetzten drei Aktivisten einen Bagger.
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Nach stundenlangem Einsatz hat die Polizei gegen Mittag den letzten der drei Besetzer eines Baggers nahe der Fabrik von US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide vom Fahrzeug geholt. Eine der Aktivistinnen war bereits am Morgen eigenständig vom Bagger gestiegen, die zweite Person holten die Beamten einige Stunden später herunter. „Sie sind aufgefordert worden, den Bagger zu verlassen, dem ist nicht gefolgt worden“, sagte ein Polizeisprecher der dpa.

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Die Lage blieb weitgehend friedlich. Die Polizei nahm mehrere Menschen in Gewahrsam. Sie wollte nach Angaben des Sprechers die Identität mehrerer vermummter Aktivisten im Umfeld des Baggers feststellen, um ein Aufenthaltsverbot auszusprechen. Auch die Identität der Baggerbesetzer war zunächst unklar. Die Polizei ging bei dem Einsatz mit einer Leiter und einem Seil vor. Der Einsatz in der Nähe von Gleisanlagen dauert bereits seit Mittwochnachmittag die ganze Nacht über an.
Polizei setzte nachts Reizgas ein
In der Nacht hatte sich die Lage um die drei unbekannten, schwarz vermummten Besetzer eines Baggers zugespitzt. Wie die Polizei mitteilte, hätten mehrere Sympathisanten, die sich in einem Wald hinter dem Baugelände aufhielten, mehrfach versucht, den Bauzaun zu überwinden.

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Die Polizei habe Reizgas, konkret Pfefferspray, eingesetzt und zwei Personen in Gewahrsam genommen, davon eine, die den Bagger zuvor eigenständig verlassen hatte. Der Versuch der Polizei, die Besetzer mit einer Art Hebebühne vom Bagger zu holen, war zuvor wegen des weichen Waldbodens aus Sicherheitsgründen abgebrochen worden. Die drei Aktivisten auf dem Bagger haben nach ersten Erkenntnissen der Polizei am Nachmittag durch den aufgestellten Zaun schlüpfen können.
Besetzung verhindert Erdarbeiten
Die Aktivisten blockierten mit der Besetzung Erdarbeiten. Wie ein Sprecher der Polizei am Mittwoch mitteilte, waren Bauarbeiter auf einer provisorischen Baustraße im Einsatz, wo im September Bäume gefällt worden waren. Es geht dort um Vorbereitungen für den Bau eines Güterbahnhofs und eines neuen Personenbahnhofs Fangschleuse ganz in der Nähe des einzigen europäischen Tesla-Werks von Elon Musk.
Die Tesla-Gegner protestierten auf dem Bagger in der Nähe der Bahngleise von Berlin Richtung Frankfurt (Oder), rund 500 Meter vom Bahnhof Fangschleuse entfernt, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Im Wald daneben hielten sich noch einmal 25 bis 30 Personen auf. Von ihnen gingen am Mittwoch keine Störungen aus, wie es hieß.

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Gruppe „Tesla stoppen“ solidarisiert sich
Die Bagger-Besetzer gehörten einer unbekannten Kleingruppe und nicht der Gruppe „Tesla stoppen“ an, sagte eine Sprecherin von „Tesla stoppen“. Sie hätten aber die „vollste Solidarität“ des Bündnisses. „Die haben die ganze Nacht dort ausgeharrt im Regen.“ Über Stunden hätten die Menschen auf dem Bagger kein Essen und Trinken bekommen. „Wir haben mehrmals versucht, Trinkwasser, Essen und Decken zu den Menschen auf dem Bagger zu bringen - aber die Polizei hat das verhindert“, sagte Paul Eisfeld, ein Sprecher des Protestcamps. Sehr spät in der Nacht seien sie mit Decken versorgt worden.
Als Reaktion auf die Rodungsarbeiten kam es in den vergangenen Tagen immer wieder zu Aktionen des zivilen Ungehorsams seitens „Tesla stoppen“. Bauzäune wurden als Barrikaden einbetoniert und an einem Seil über die Schneise gehängt, heißt es.
Schon seit Ende Februar wenden sich in Grünheide Umweltaktivisten in einem Waldcamp mit Baumhäusern gegen Tesla. Ihr Protest richtete sich grundsätzlich gegen eine geplante Erweiterung des Fabrikgeländes für einen Güterbahnhof und Logistikflächen. Die Umweltaktivisten von „Tesla stoppen“ schrieben in ihrem Kanal bei Telegram: „Hier wird ein Güterbahnhof für einen Milliardär gebaut und dabei der Wald und das Trinkwasser gefährdet. Aber nicht mit uns! Jetzt stehen die Maschinen still.“ (dpa)
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