Brandenburg: Putsch im Nabu gescheitert
Platzeck-Vertrauter scheitert bei Wahl knapp
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Potsdam - Der Führungs- und Richtungskampf im Naturschutzbund (Nabu) Brandenburg um den Kurs gegenüber der Platzeck-Regierung ist entschieden: Der bisherige Nabu-Vorsitzende Tom Kirschey ist in das Amt wieder gewählt worden. In einer teilweise dramatisch verlaufenden Landesdelegiertenkonferenz am Wochenende in Potsdam konnte sich Kirschey knapp gegen den früheren SPD-Umweltminister Eberhard Henne durchsetzen, der als Vertrauter von SPD-Ministerpräsident Matthias Platzeck gilt. In der Konferenz, die hinter verschlossenen Türen tagte, erhielten Kirschey 50, Henne 48 Stimmen, es gab 7 Enthaltungen.
Delegierte sprachen anschließend vom „gescheiterten Putsch“. Denn Kirschey hatte sich wegen eines von märkischen Umweltverbänden vor der Landtagswahl publizierten „Schwarzbuchs“, in dem Defizite der Umweltpolitik im Land angeprangert wurden, den Zorn der Platzeck-SPD zugezogen.
Das war der Hintergrund der überraschenden Kampfkandidatur des 66jährigen Henne, der ausdrücklich einen weniger konfrontativen Kurs des Nabu gegenüber der Platzeck-Regierung durchsetzen wollte und Kritik an der bisherigen Linie übte. Hennes Unterstützer hielten Kirschey vor, das „Tischtuch gegenüber der Regierung zerschnitten“ zu haben, was der alte, neue Vorsitzende zurückweist. Er stehe „für einen starken, unabhängigen Naturschutzverband“, sagte Kirschey nach seiner Wiederwahl den PNN. „Ich bin froh, dass es nicht gelungen ist, eine andere politische Ausrichtung personell zu installieren.“ In der Energiepolitik bleibe es bei der ablehnenden Position des Nabu zur Braunkohle. Dennoch sehe er im rot-roten Koalitionsvertrag durchaus Fortschritte und „positive Bewegung“, etwa beim Moorschutz oder beim Hochwasserschutz, „den Flüssen mehr Raum zu geben“. Es sei auch zu begrüßen, dass wieder die Ausweisung neuer Naturschutzgebiete in Brandenburg möglich sei.
Vor der Neuwahl der Nabu-Spitze hatte es in der mit 10 000 Mitgliedern größten Umweltorganisation des Landes Unruhe um die Henne-Kandidatur gegeben. Der frühere Nabu-Landes-Vize Thomas Berg sprach offen vom Versuch, den „Nabu gleichzuschalten“. Thorsten Metzner
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