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Brandenburg: Quecksilber im Eberswalder Abwasser

LKA ermittelt im Umweltskandal, Fachleute sprechen von einem „unvorstellbaren“ Ausmaß

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Eberswalde – Für die Fachleute ist es ein Umweltskandal unvorstellbaren Ausmaßes. In einer Kläranlage in Eberswalde (Barnim) ist hochgiftiges Quecksilber gefunden worden. Zu Wochenbeginn durchsuchten Beamte des Landeskriminalamtes (LKA) ein Firmengelände in Finowfurt, wo fünf Unternehmen angesiedelt sind. Von dort aus sollen 50 Kilogramm Quecksilberverbindungen ins Abwassernetz geleitet worden und in die Eberswalder Kläranlage gelangt sein. Die Polizei ermittelt wegen Umweltgefährdung und illegaler Müllentsorgung. Mitarbeiter des Zweckverbandes für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Eberswalde (ZWA) und des Barnimer Umweltamtes entnahmen Proben, zugleich sperrten sie die Abwasserleitung eines Betriebes ab. Ansonsten hätte die Gefahr bestanden, dass das Metall nicht mehr in der Kläranlage hätte gehalten werden können und mit dem gereinigtem Abwasser in den Finowkanal gelangt wäre, hieß es. „Wir mussten handeln, sonst hätte nicht alles herausgefiltert werden können“, sagte Vize-Verbandsvorsteher Stefan Lux. „Das war eine gefährliche Konzentration. Für unsere Fachleute ist eine solche Menge unvorstellbar, im normalen Betrieb gibt es so etwas heute eigentlich nicht mehr. “

Bereits im Juni war der Zweckverband im Zuge halbjährlicher Prüfungen auf das giftige Quecksilber im Klärschlamm gestoßen, der ursprünglich als Dünger auf die Felder kommen sollte. Bis zum verdächtigen Firmengelände verfolgten die Fachleute die Abwasser-Spur zurück.

Wie mit dem verseuchten Klärschlamm verfahren wird, ist bislang noch unklar. „Das ist Sonderabfall, der verbrannt werden muss, darauf läuft es hinaus“, sagte Lux. Nach vorläufigen Schätzungen des Zweckverbandes belaufen sich die Kosten für die Entsorgung des kontaminierten Schlamms auf mindestens eine halbe Million Euro. Derzeit befinde sich der Zweckverband zu Details aber noch in enger Abstimmung mit den zuständigen Landesbehörden. Die Gefahr durch den Umweltskandal schätzte eine Sprecherin der Barnimer Kreisverwaltung als „nicht so riesig“ ein, weil nach bisherigen Erkenntnissen von dem verseuchten Klärschlamm nichts auf die Felder gebracht wurde und das Trinkwasser nicht betroffen ist“.

Der Inhaber des Firmenareals wehrte sich indes gegen die Vorwürfe. Rüdiger S., Geschäftsführer eines Unternehmens für Kampfmittelberäumung und einer Recyclingfirma, erklärte, diese hätten mit Quecksilber nichts zu tun. Derzeit stehe wegen des Verdachts der Behörden lediglich die Klarwasserwäsche für Plastikgranulat aus zerkleinerten Haushaltsmülltonnen still. In dem Gewerbegebiet seien auch andere Firmen etwa für Elektronikbau, Stahlbau oder Autohäuser angesiedelt. „Wir haben nur das Pech, dass wir kurz vor dem Pumpwerk liegen, wo alle Abwässer aus diesem Bereich gesammelt werden“, sagte S. Alexander Fröhlich

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