zum Hauptinhalt

Brandenburg: Rap-Musiker nach TV-Auftritt mit Messer angegriffen

Polizei geht von Tat in Hip-Hop-Szene aus / „Fler“ ist wegen seiner angeblich rechtsradikalen Texte umstritten

Stand:

Berlin - Der umstrittene Berliner Rap-Musiker „Fler“ ist in der Nacht zu Mittwoch im Fernsehsender MTV von drei Unbekannten mit einem Messer angegriffen worden. Der Leibwächter des 25-Jährigen konnte den Angriff abwehren, der Musiker blieb unverletzt. Dem maskierten Täter gelang die Flucht aus dem MTV-Gebäude am Osthafen in Berlin-Friedrichshain.

„Fler“, mit bürgerlichem Namen Patrick Losensky, hatte am Dienstagnachmittag als Gast des MTV-Moderators Patrice die Sendung „Urban TRL“ mitgestaltet. Dies war zuvor sowohl vom Sender als auch vom Management des Künstlers angekündigt worden. Nach Angaben der Polizei soll eine Videoaufzeichnung der Attacke von der Überwachungskamera des Eingangsbereiches existieren. Eine MTV-Sprecherin dementierte allerdings, dass der Angriff gefilmt worden sei. Die Polizei konnte gestern nicht sagen, mit welchen Worten die drei vermummten Täter den Rapper beschimpft hatten. Vermutlich handele es sich um Südländer, hieß es bei der Polizei. Sie hatten das Senderhaus durch einen Hintereingang betreten und waren durch diesen auch wieder geflüchtet.

Kenner der Hip-Hop-Szene berichten, dass Fler in der Vergangenheit von anderen Musikern heftig wegen seiner als rechtsradikal kritisierten Texte angefeindet worden sei. So hatte er für das Album „Neue Deutsche Welle“ mit dem abgewandelten Hitlerzitat zum Angriff auf Polen geworben: „Am 1. Mai wird zurückgeschossen.“ Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Deutschen Bundestag, Volker Beck, hatte dem gebürtigen Berliner in einem Tagesspiegel-Beitrag im August dieses Jahres vorgeworfen, „mit rechtsradikalem Gedankengut zu kokettieren“.

Trotz dieser möglicherweise politisch motivierten Tat wird der polizeiliche Staatsschutz den Fall nicht übernehmen, hieß es im Präsidium. Die Kripo geht von einer Tat im „Rappermilieu“ aus. Geprüft wird dem Vernehmen nach auch, ob der Angriff inszeniert war, um die nächste Platte des Musikanten zu bewerben, die im Januar erscheinen soll. Vor einem Jahr war in das Büro der Schallplattenfirma „Aggro“ eingebrochen worden, angeblich hatten es die Täter auf die CD des Sängers Sido abgesehen. Auch diese Tat war einen Monat vor dem Erscheinen der Sido-Platte geschehen. Aggro, die Sido und Fler unter Vertrag haben, hatte diesen Verdacht damals zurückgewiesen.

MTV verurteilte den Angriff gestern. Der Konzern will jetzt die „Sicherheitsvorkehrungen überprüfen, um für die Zukunft solche Situationen zu vermeiden“, heißt es in einer Mitteilung.

Jörn Hasselmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })