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Zweckentfremdet. Püppchen und eine Dose aus Schaumstoffschwämmen zeigt Kati Störch, Mitarbeiterin des Brandenburgischen Textilmuseums in Forst. Nur drei von zahlreichen Leihgaben, die bereits zur Verfügung gestellt wurden. Für eine Ausstellung sammelt das Museum derzeit Selbstgemachtes aus der DDR.

© Patrick Pleul/dpa

Brandenburg: Rasenmäher aus Waschmaschinen

Forster Museum sammelt Selbstgemachtes aus DDR. Ausstellung im Sommer geplant

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Forst - Die Zugschnur einer Toilettenspülung ist jetzt der Henkel einer Handtasche und aus einem alten Benzinkanister wurde eine Aufbewahrungskiste: Im Brandenburgischen Textilmuseum in Forst an der Grenze zu Polen trudeln zurzeit viele solcher Objekte ein. DDR-Bürger stellten sie einst her. Nachdem das Museum im November 2016 einen Aufruf startete, weil es für diesen Sommer eine Ausstellung zu Selbstgemachtem aus DDR-Zeiten plant, sind viele Lausitzer bei sich zu Hause fündig geworden. Dutzende Objekte sind schon zusammengekommen.

Mit der Schau soll einerseits die Kreativität von Heimwerkern gezeigt werden und andererseits auch das Phänomen der Mangelwirtschaft in der DDR. Die führte häufig dazu, dass Materialien umfunktioniert wurden, wie Museumsleiterin Michaela Zuber sagt. Es galt zu improvisieren: „Man musste das nehmen, was man hatte.“ Zugleich will das Museum, das in einer ehemaligen Tuchfabrik eingerichtet ist, mit den Objekten ein Stück Zeitgeschichte aus der Region bewahren. Vieles wurde nach der Wende weggeschmissen, wie der Vorsitzende des Museumsvereins, Kristian Schmidt, betont. Handwerklich Begabte hätten zu DDR-Zeiten allerlei Materialien gesammelt, um sie dann irgendwann später wieder einzusetzen. Manches sei auch in Betrieben „abgezweigt“ worden, wie das Museum berichtet. Demnach kursierte in der Kleinstadt Forst unter Einwohnern zum Beispiel der Begriff „Mausi-Wolle“.

Was ist für die Schau bislang schon zusammengekommen? Rasenmäher, die vermutlich aus Waschmaschinenmotoren gebaut wurden. Dann Kleidungsstücke, Taschen aus Bast, Schmuck aus Kupferdraht und eine Aktentasche, die aus ausrangierten Maschinen-Lederwalzen hergestellt wurde. Aus Schaumstoffschwämmen wurden auch Deko-Objekte gebastelt – kleine Püppchen zum Beispiel. Dem Museum schwebt vor, bis zur Ausstellung auch einen Kleintraktor zu organisieren, der zu DDR-Zeiten selbstgebaut wurde.

Die Objekte stammen vor allem von Forstern, darüber hinaus kamen sie aus Cottbus, Guben (Spree-Neiße) Lübben (Dahme-Spreewald), Falkenberg (Elbe- Elster), aber auch aus dem sächsischen Bad Muskau. Das Museum geht davon aus, dass in der Schau im Sommer mehrere Hundert Ausstellungsstücke präsentiert werden. Solche Ausstellungskonzepte sind nicht neu. Im vergangenen Jahr gab es zum Beispiel eine Schau im Stadtmuseum Jena in Thüringen („Man muss sich nur zu helfen wissen. Selbstgemacht in der DDR“). Das Forster Museum will nun herausfinden, ob es für die Lausitzregion Typisches gab, das zu DDR-Zeiten besonders häufig selbst hergestellt wurde.

Anna Ringle

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