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Brandenburg: Rätsel nach Überfall auf MotorradclubGewalt zwischen Rockerclubs nimmt zu

Ludwigsfelde – Ein Überfall auf Anhänger des Motorradclubs „Chicanos MC TF“ in der Nacht auf Sonntag in Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) stellt die Ermittler vor ein Rätsel. Am Sonnabend verletzten teils vermummte, mit Baseballschlägern und Knüppeln bewaffnete Männer die zwölf Partygäste im Vereinsheim der Rockerclubs zum Teil schwer.

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Ludwigsfelde – Ein Überfall auf Anhänger des Motorradclubs „Chicanos MC TF“ in der Nacht auf Sonntag in Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) stellt die Ermittler vor ein Rätsel. Am Sonnabend verletzten teils vermummte, mit Baseballschlägern und Knüppeln bewaffnete Männer die zwölf Partygäste im Vereinsheim der Rockerclubs zum Teil schwer. Laut Polizei kamen sechs Männer im Alter zwischen 18 und 40 Jahren mit Platzwunden und Knochenbrüchen in umliegende Krankenhäuser. Zwei Verletzte hatten vor Eintreffen der Beamte den Tatort bereits verlassen. Zudem beschädigten die Angreifer mehrere Fahrzeuge, die Polizei fand Messer, Baseballschläger und Schlagstöcke – die Angreifer jedoch nicht. Auch gestern tappten die Ermittler noch im Dunkeln. „Bislang liegen uns keine verwertbaren Aussagen der Geschädigten vor“, sagte der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Christoph Lange.

Einige Indizien wie das Schweigen der Opfer in diesem Fall sprechen dafür, dass die Gewalt zwischen den rivalisierenden Rockerclubs wieder zunimmt. Denn in der kriminellen Rockerszene gehört es zum Ehrenkodex, der Beamten nichts zu sagen. Die Ermittler befürchten nun, dass neue Revierkämpfe zwischen den Erzfeinden Bandidos, denen die Chicanos als Nachwuchsabteilung zugerechnet werden, und den Hells Angels aufflammen. Letztere hatten Ende März in Potsdam eine Niederlassung eröffnet, die Polizei sieht das mit Argwohn. Denn in den vergangenen Jahren hatten sich beide Clubs in Cottbus brutale Kämpfe um Einflussgebiete geliefert, es geht um die Türsteherszene und damit um die Kontrolle des Drogenhandels. Auch Prostitution und Waffen spielen eine Rolle.

Bandidos-Anhänger wiederum haben in Großbeeren einen gemeinnützigen Motorradverein mit eindeutigen Drohungen okkupiert, auf dem früheren Vereinsheim in der Genshagener Heide finden inzwischen häufiger Rockerpartys statt. In Teltow und Brandenburg/Havel haben sich eigenständige Ortsgruppen (Chapter) der Chicanos gegründet. Der Mutterclub Bandidos unterhält offiziell drei Chapter im Land: in Perleberg, Lauchhammer und Hohen Neuendorf. Hinzu kommt ein Clubhaus in Sachsen, zu dem auch Cottbuser Bandidos gehören. Bereits zu Jahresbeginn hatten Mitglieder des in Potsdam ansässigen „Gremium MC“ zu Jahresbeginn ein Rockertreffen am Seddiner See überfallen. Im März verhinderte die Polizei in Eberswalde ein Aufeinandertreffen schwer bewaffneter Mitglieder der Chicanos, Bandidos und Hells Angels.

Für Entsetzen sorgt nun der jüngste Überfall in Ludwigsfelde in den einschlägigen Internetforen der Chicanos. Ein Mitglied schreibt: „Was ich nicht verstehe, ich dachte, es ist Frieden.“ Tatsächlich war erst zu Jahresbeginn – PNN berichteten - von einem Friedensabkommen zwischen Bandidos und Hells Angels die Rede, um der teils blutigen Fehde ein Ende zu setzen. Für die Besucher des Chicanos-Gästebuchs ist aber klar, wer den Überfall verübt hat, die Hells Angels nämlich. Und unmissverständlich wird dem verhassten MC gedroht: „Es wird Zeit einiges zu klären. Dass wir einen Feind haben, ist ja wohl bekannt. Oder wer soll für die Aktion in Teltow infrage kommen.“ Aus Kreisen der Hells Angels heißt es hingegen, es müsse etwas anderes hinter dem Überfall stecken, denn eine Vermummung sei unüblich. Alexander Fröhlich

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