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Brandenburg: Rätselraten um den Mann im weißen Wagen Immer häufiger werden Kinder belästigt

PotsdaM/Friederdsorf - In Brandenburg geht die Angst vor Kinderfängern um. Allein in diesem Jahr hat die Polizei bereits 60 Fälle registriert, bei denen Jungen und Mädchen von Männern angesprochen worden waren.

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PotsdaM/Friederdsorf - In Brandenburg geht die Angst vor Kinderfängern um. Allein in diesem Jahr hat die Polizei bereits 60 Fälle registriert, bei denen Jungen und Mädchen von Männern angesprochen worden waren. In den vergangenen Monaten sei die Zahl noch einmal sprunghaft angestiegen, hieß es. Im September waren es elf Fälle, im Oktober sieben und im noch nicht einmal zu Ende gegangenen November bereits zwölf.

Erst am Sonnabend ist eine Achtjährige in Friedersdorf (Dahme-Spreewald) im südöstlichen Berliner Umland nur knapp einer Entführung entgangen. Nun suchen die Fahnder fieberhaft nach einem weißen Transporter, der an der Frontscheibe beschädigt ist. Ein Verdächtiger war auch am Montag noch nicht gefasst, wie eine Polizeisprecherin sagte. Es wird ermittelt wegen Nötigung und versuchter Freiheitsberaubung.

Wie berichtet war das Kind am späten Samstagnachmittag mit einem anderen elfjährigen Mädchen unterwegs, als der Fahrer des Wagens neben ihnen stoppte und versuchte, die Achtjährige in den Wagen zu zerren. Das Mädchen wehrte sich heftig und wurde dabei leicht verletzt. Die Elfjährige schrie und warf einen Stein auf die Frontscheibe des Transporters. Der Mann ließ schließlich von dem Kind ab und raste fluchtartig davon. Andere Zeugen beobachteten noch, wie der Wagen über eine rote Ampel fuhr. Fast kam es noch zu einem Unfall mit anderen Fahrzeugen. Die Ermittler halten die Mädchen für glaubhaft, zumal es weitere Zeugen gibt. „Die Aussagen sind stimmig und decken sich“, sagte die Polizeisprecherin. Nun sucht die Polizei nach einem 1,75 bis 1,80 Meter großen Mann mit braunem Haar, der „Deutsch mit deutlichem Akzent“ gesprochen habe.

Im Oktober hatte ein Zwölfjähriger in Treuenbrietzen mit Schlägen und Tritten seine mögliche Entführung verhindert. Ein etwa 50-Jähriger Mann hatte versucht, den Jungen in seinen Wagen, ein Opel älterer Bauart, zu drängen. Die sofort eingeleitete Fahndung nach dem Mann, der Brandenburger Dialekt sprechern soll, blieb erfolglos. Seither sind die Eltern in der Region alarmiert, die Polizei informierte die Schulen in der Umgebung über den Vorfall.

In Kleinmachnow haben die Eltern inzwischen selbst Initiative ergriffen, weil seit 2009 mehrfach Kinder belästigt wurden und ein 13-jähriges Mädchen nur knapp einer Entführung entgangen war. Sie haben Telefonketten für den Notfall organisiert. Polizisten bieten Trainigsstunden in den Schulen an, in denen die Kinder darauf vorbereitet werden, in gefährlichen Situationen richtig zu reagieren, etwa laut zu rufen: „Lassen Sie mich in Ruhe!“. Weil die Kinder geschult wurden, konnte vor zwei Jahren in Kleinmachnow ein Sexualstraftäter gefasst werden.

In allen 60 Fällen, die die Polizei in diesem Jahr zählte, ist bislang nichts passiert. Noch kein Kind sei zu Fremden ins Auto gestiegen, hieß es. In einigen Fällen soll wie bei der gescheiterten Entführung in Friedersdorf ein weißer Transporter eine Rolle gespielt. Allerdings hat sich dies bei den Ermittlungen nicht bestätigt. Hinzu kommen Kettenbriefe im Internet, die zusätzlich für Verunsicherung sorgen. Darin wird vor Männern mit weißen Transportern gewarnt, die Kinder auffordern, in den Wagen zu steigen, weil der Schulbus defekt sei. Ein aus Bayern geschilderter Fall habe sich jedoch als Falschmeldung entpuppt, teilte die Polizei mit. Die Polizei distanziert sich von diesen Kettenbriefen sogar ausdrücklich, geht aber mit „Hochdruck“ jedem Fall nach. Alexander Fröhlich

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