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Spektakulärer Entführungsfall: RBB: Polizisten erheben Vorwürfe gegen Führung im "Maskenmann"-Fall
Der Fall sorgt seit Monaten für Schlagzeilen. Seit sich der mutmaßliche "Maskenmann" vor Gericht verantworten muss, kommen neue hinzu. Sie sorgen für Unruhe innerhalb der Polizei.
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Potsdam/Frankfurt/Oder - Ermittler der Sonderkommission im Fall des "Maskenmannes" erheben einem Bericht zufolge schwere Vorwürfe gegen die Polizeiführung des Landes Brandenburg. Sie seien in den Ermittlungen behindert worden, berichtet das rbb-Magazin "Klartext". So habe der Polizeipräsident unerwartet persönlich mit dem entführten Opfer aus Storkow noch während der ersten polizeilichen Vernehmung nach der Tat telefoniert. Im Anschluss habe die Familie in den Urlaub fahren dürfen. Für die Ermittler war das unverständlich und behinderte aus deren Sicht die weitere polizeiliche Ermittlungsarbeit.
Polizeipräsident Arne Feuring bestätigte das Telefonat mit dem Entführungsopfer. Es sei am 8. Oktober 2012 auf seinen Wunsch hin vermittelt worden. In dem kurzen Gespräch sei es ihm darum gegangen, sich mit dem Opfer über ergriffene Betreuungsmaßnahmen - wie zum Beispiel Personenschutz - abzustimmen, teilte ein Behördensprecher der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch mit.
Nach Angaben des Polizeisprechers wurde die Urlaubsreise des Opfers von der Soko unterstützt. "Durch den Antritt einer Urlaubsreise gelang es dem Opfer und seiner Familie dem einsetzenden Mediendruck zu entgehen", so der Sprecher. Die Erstvernehmungen des Opfers seien zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen gewesen.
Der mutmaßliche "Maskenmann" steht seit vergangener Woche vor dem Landgericht Frankfurt (Oder). Dem 46-Jährige wird unter anderem versuchter Mord und versuchter Totschlag sowie schwere Körperverletzung und räuberische Erpressung zur Last gelegt. Der Angeklagte soll im Herbst 2011 und im Herbst 2012 zwei Berliner Millionärsfamilien in Ostbrandenburg überfallen und dabei einen Banker entführt haben. Der Mann bestreitet die Vorwürfe.
Bereits zum Prozessauftakt hatte sein Verteidiger Axel Weimann die Objektivität der Ermittlungen angezweifelt. Er berief sich auf Angaben eines Kriminalbeamten, der der Soko "Imker" angehört hatte.
Staatsanwalt Jochen Westphal verteidigte im Prozess die Ermittlungsarbeit der Polizei und widersprach einigen Darstellungen dieses Beamten. Er kündigte an, dass der Vorfall während des Prozesses noch erörtert werde. Dies gelte auch für Angaben einer Gutachterin, die den Auftrag erhalten hatte, eine Fallanalyse zu erstellen. Im "Klartext"-Magazin schilderte die Frau: "Das Ergebnis passte einigen Beamten dann nicht." (dpa)
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