Brandenburg: Realitätsnaher Alltag der Ordnungshüter
Polizei-Fachhochschule in Oranienburg wird Samstag eröffnet / Verkehrskontrollen auch in Polnisch
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Oranienburg - Der Brandenburger Polizeinachwuchs erhält einen neuen Standort: Am 4. November eröffnet Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) die Fachhochschule für Polizei in Oranienburg. Die Einrichtung zähle nach Gesamtinvestitionen von 41,5 Millionen Euro zu den modernsten Polizeischulen Deutschlands, sagte Jürgen Storbeck, Leiter der Abteilung „Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Polizei“, am Freitag in Potsdam.
Der Umzug von Basdorf (Barnim) nach Oranienburg hatte im Vorfeld für erhebliche Diskussionen gesorgt, da sich die Hochschule in Gebäuden des ehemaligen SS-Truppenlagers befindet. Diese waren Teil des historischen KZ-Komplexes Sachsenhausen. Hochschul-Präsident Rainer Grieger betonte: „Die Geschichte des Standortes wird im Lehrprogramm berücksichtigt.“ Nach Auskunft der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten laufen bereits seit dem Frühjahr viertägige Seminare für die Studenten, in denen es unter anderem um die Rolle der Polizei in der NS-Zeit geht.
Die Stiftung hatte das Projekt ausdrücklich befürwortet, allerdings unter der Bedingung, dass der Lärm von Schießübungen und vom Hundetraining nicht in der angrenzenden Gedenkstätte zu hören sei. Daraufhin wurden Hundestaffel nach Berlin verlegt und die Schießstände schalldicht isoliert.
Auf dem 14 Hektar großen Gelände wird der Polizeinachwuchs des Landes Brandenburg für den mittleren und höheren Polizeidienst ausgebildet. Schon Anfang September hat das Schuljahr für die 300 Studenten und Auszubildenden begonnen. Die Hochschule verfügt bei 200 Mitarbeitern über ein Budget von 21,5 Millionen Euro im Jahr.
Die Globalisierung hat auch auf dem Kasernengelände Einzug gehalten: Bei simulierten Verkehrskontrollen sprechen die Schüler Deutsch, Englisch – oder Polnisch. Für Übungszwecke wurden geteerte Straßen nachgebaut. Dort lernen sie so realitätsnah wie möglich den Alltag eines Ordnungshüters kennen.
„Auf dem modernen Übungsgelände können wir uns auf die neuen Entwicklungen in Kriminalität und Sicherheitsaspekten einstellen,“ sagt Fachhochschul-Leiter Grieger. Besonders der zunehmende Lastwagen-Verkehr von Osteuropa nach Deutschland sei für die Polizei eine neue Herausforderung. Auch deshalb stehen Sprachkurse in Englisch und Polnisch auf dem Programm.
Frank Stephan, Lehrtrainer für integrierte Fortbildung, schwärmt von den Möglichkeiten der Schießanlage. In seiner Schulung wird eine Einbruchssituation nachgestellt. Der Täter ist auf frischer Tat ertappt worden. Die Beamten zwingen ihn mit vorgehaltener Waffe zu Boden. Der Einbrecher ist ein Schießlehrer und befindet sich in einem Nachbarzimmer, seine Bewegungen werden per Projektor lebensgroß an die Wand gestrahlt. „Das ist eine wirklich reale Situation“, sagte Stephan.
Neben den Studenten gibt es Platz für täglich bis zu 200 Teilnehmer an Fortbildungen. Zum Beispiel werden Polizisten auf ihre Auslandseinsätzen in Mazedonien und im Kosovo vorbereitet. Im Sommer lehnte Berliner Ehrhart Körting (SPD) eine Zusammenarbeit zwischen Berlin und Brandenburg bei der Polizei-Nachwuchsausbildung ab. Genau genommen gibt es solch eine Kooperation bereits: Zwei Berliner Polizisten lernen in Oranienburg ihr Handwerk. Die unterstehen als Bundestagspolizisten aber nicht Körting, sondern Parlamentspräsident Norbert Lammert.
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