zum Hauptinhalt

Brandenburg: Rechnungshof rügt Energievergeudung

Neuer Prüfbericht mit alter Forderung: Bei Landesliegenschaften könnte Brandenburg mit Energiemanagement Millionen einsparen

Stand:

Potsdam - Brandenburgs Rechnungshof rügt unnötige Millionenausgaben, weil in Gebäuden des Landes Energie vergeudet wird. Das geht aus einem aktuellen, den PNN vorliegenden Prüfbericht für den Landtag hervor, der ein überfälliges „systematisches Energiemanagement“ für Landesliegenschaften anmahnt. Bislang fehlte es demnach nicht nur an einer Datengrundlage, welche „Energiefresser“ es gibt, an Gebäude-Leittechnik und Messgeräten, sondern an „strukturierten und quantifizierbaren Vorgaben, wie beim Gebäudebestand der Energieverbrauch nachhaltig reduziert werden soll“. Nötig seien Energiekonzepte für jedes Gebäude.

Mit dem 23-Seiten-Bericht, der in Verantwortung der langjährigen Rechnungshof-Direktorin und designierten Vizepräsidentin Sieglinde Reinhardt erstellt wurde, befassen sich nun die Landtagsausschüsse für Finanzen und Haushaltskontrolle.

Es geht um 826 landeseigene Gebäude, von Polizeiwachen, Schulämtern bis zu Behördenzentren, bei denen allein 2011 rund 18,4 Millionen Euro für Wärme und Strom fällig wurden. Zu viel, und Tendenz steigend, Zitat. „Mit einem umfassenden Energiemanagement könnte dieser Entwicklung entgegengewirkt werden.“ Genau das hatte der Rechnungshof aber schon im Jahresbericht 2009 angemahnt, mögliche Einsparungen auf 1,8 Millionen Euro pro Jahr beziffert. Passiert ist – ähnlich wie bei Millionenverschwendung bei neuen Kanälen im Lausitzer Seenland – kaum etwas. Zwar habe Brandenburgs Liegenschaftsbetrieb (BLB), der die Gebäude verwaltet, „erste Schritte“ unternommen, etwa ab 2011 mit der thermografischen Untersuchung mittels Wärmebildkamera begonnen, wobei „häufig mangelhafte Tür- und Fensterdichtungen festgestellt wurden, so der Bericht. „Gleichwohl vermisst der Landesrechnungshof nach wie vor einen ganzheitlichen, systematischen Planungs- und Lösungsansatz.“ Ausdrücklich wird darauf verwiesen, dass die Energiestrategie 2030 der Regierung für das Land das Ziel formuliert hat, bis 2030 den Endenergieverbrauch um 23 Prozent zu reduzieren. Die Landesgebäude sind da kein Vorbild. Bemängelt wird etwa, dass nur 156 - 19 Prozent – Leittechnik haben, Voraussetzung für effiziente Betriebsabläufe etwa zur Steuerung von Heizungen. Viele Landesgebäude heizen immer noch die Umwelt mit. So erfüllt laut Bericht nur eine von sieben exemplarisch untersuchten Polizeiinspektionen, die in Fürstenwalde, die Wärmevorgaben der Energieeinsparverordnung von 2009. Handlungsbedarf wird in den Inspektionen Bernau, Finsterwalde, Neuruppin und Prenzlau gesehen. Das sind nicht nur Altlasten. So sei „bemerkenswert“, dass „die Polizeiinspektion in Bernau den mit Abstand höchsten Energieverbrauch ausweist, obwohl das Gebäude erst 2006 errichtet worden ist.“

Brandenburg könnte weiter sein. Aus Sicht des Hofes reicht es nicht aus, dass es für Energiesparen beim BLB nur drei Vollzeit-Stellen gibt, dass die eingesetzte Software mit sieben Programmen verzettelt ist, zwischen denen zudem kein Datenaustausch möglich sei.

Wie man Energie und damit Geld sparen kann, demonstriert die Stadt Frankfurt am Main. Dort kümmert sich eine bereits 1991 gegründete, inzwischen mit zehn Mitarbeitern besetzte eigene Abteilung Energiemanagement ausschließlich darum, die Strom-, Heiz- und Wasserkosten – 2012 rund 32 Millionen Euro – für circa 1000 Stadt-Liegenschaften zu minimieren, von Schulen, Kitas, Bädern bis zum Zoo. Es geht um eine ähnliche Größenordnung wie in Brandenburg. Dem Aufwand für Personal, Sachkosten und Investitionen „in Höhe von circa 4 Mio. € im Jahr 2012 standen Einsparungen an Energie- und Wasserkosten in Höhe von circa 17 Mio. € gegenüber“, so die Bilanz. „Das Verhältnis zwischen Aufwand und Einsparung liegt also bei circa 1:4.“ Brandenburg ist davon weit entfernt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })