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Brandenburg: Rennbahn Hoppegarten wird verkauft

Privatisierung war durch Vertrag zwischen Land und Treuhandgesellschaft von 1994 blockiert

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Hoppegarten/Potsdam - Die vom Aus bedrohte Traditionsrennbahn Hoppegarten soll jetzt so schnell wie möglich an einen privaten Investor verkauft werden. Das hat die Treuhandnachfolgegesellschaft BVVG gestern angekündigt, der das 700-Hektar-Areal gehört. Geschäftsführer Wolfgang Horstmann äußerte sich zuversichtlich, dass der Rennbetrieb gewährleistet wird und die Anlage noch in diesem Jahr einen neuen Eigentümer für das 176 Hektar große Kerngelände finden wird. „Es gibt Interessenten aus dem In- und Ausland“, sagte Horstmann. Er betonte, dass eine vollständige Privatisierung die „beste Lösung“ sei, auch besser als alle Stiftungsmodelle, die von der BVVG selbst noch bis Dienstag favorisiert worden waren.

Dass nach einer jahrelangen Zitterpartie der ums Überleben kämpfenden Anlage und der Insolvenz des Unionklubs plötzlich eine Rettung in Sicht sein soll, kommt einigermaßen überraschend: Nach PNN-Informationen soll es aber tatsächlich bereits mindestens einen seriösen Interessenten geben, mit dem hinter den Kulissen bereits intensiv sondiert wird. Dabei handelt es sich dem Vernehmen nach um den Manager eines Berliner Handelsunternehmens, der als Pferdesport-Liebhaber gilt.

Horstmann stellte klar, dass dem Investor keine Auflagen zur Fortführung des Rennbetriebes gemacht würden. Eine andere Nutzung, etwa die Umwandlung in Bauland für Einfamilienhäuser oder ein Einkaufszentrum, sei jedoch durch die kommunale Bauleitplanung ausgeschlossen, betonte der Geschäftsführer mit Blick auf entsprechende Befürchtungen in Hoppegarten.

Ob tatsächlich eine tragfähige Lösung zustande kommt, wird jetzt davon abhängen, ob die BVVG beim Preis Zugeständnisse macht und das Land Brandenburg das Projekt wie jede andere Privatinvestition unterstützt. Einen Verkauf der maroden Anlage, an der allein für die Sanierung der Haupttribüne sechs Millionen Euro veranschlagt werden, für einen symbolischen Euro lehnte die BVVG gestern jedenfalls ab. Die Treuhand-Nachfolgerin verwies darauf, dass sie seit 1990 mehrere Millionen Euro in die Rennstrecke investiert habe.

Die 180-Grad-Drehung der BVVG verwundert dennoch. Die Treuhandnachfolgefirma hat seit Jahren Druck gemacht, eine öffentlich-rechtliche Stiftung zu gründen, an dem sich auch das Land beteiligen sollte. So hatten es die Treuhand und Brandenburg, die in den 90er Jahren vor Gericht um das Areal stritten, 1994 in einem der damaligen Finanzminister Klaus-Dieter Kühbacher und Agrarminister Edwin Zimmermann (beide SPD) notariell beglaubigten Vertrag vereinbart. Mit Verweis auf diesen Vertrag begründete der Chef der bundeseigenen Privatisierungsfirma, die die früheren Treuhandflächen vermarkten soll, dass bislang das Areal gar nicht an Investoren hätte verkauft werden durfte.

Das würde einen Eindruck der Landesregierung bestätigen: Diese hatte seit längerem intern beklagt, dass die BVVG sich gar nicht ernsthaft um private Investoren bemühe. Noch in dieser Woche war auf Initiative und in enger Abstimmung mit der BVVG Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) mit einem öffentlichen Stiftungsmodell zur Rettung Hoppegartens vorgeprescht, was der bisherigen Regierungslinie widersprach. Junghanns, der von einigen CDU-Ministerien unterstützt wurde, scheiterte damit jedoch am Dienstag im Kabinett. Die Landesregierung befürchtete, dass eine neue Landesbeteiligung zum Fass ohne Boden werden könnte.

Die Entscheidung der Landesregierung, sich nicht an einer Stiftung zu beteiligen, wurde von der BVVG ausdrücklich begrüßt. Alle Experten sind sich einig, dass sich die Anlage nur rechnen kann, wenn es neben dem Pferderennsport eine andere lukrative Nutzung gibt. Wie diese aussehen könnte, dazu äußerte sich Horstmann nicht. „Wenn ich über die Phantasie verfügen würde, aus Hoppegarten eine Goldgrube zu machen, dann wäre ich nicht Geschäftsführer der BVVG, sondern Vorstandsvorsitzender eines großen Immobilienkonzerns.“

Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer (SPD) begrüßte den geplanten Verkauf. Es sei sinnvoll, das Areal so schnell wie möglich auszuschreiben. Die Landesregierung habe Interesse daran, dass mit einem privaten Investor und Betreiber die Fortführung des Rennbetriebes gesichert werden kann.

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