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Brandenburg: Resignierte Zeitzeugen

60. Jahrestag der KZ-Befreiung – Über 1000 frühere Häftlinge zu Feierlichkeiten erwartet

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60. Jahrestag der KZ-Befreiung – Über 1000 frühere Häftlinge zu Feierlichkeiten erwartet Potsdam – In Gegenwart von zahlreichen ehemaligen KZ-Häftlingen erinnert die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten vom 14. bis 19. April an die Befreiung der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück vor 60 Jahren. Insgesamt werden mehr als 1000 Überlebende aus aller Welt sowie viele Angehörige erwartet. Am „Tag der Begegnung“ am 16. April sind Treffen von Zeitzeugen mit Jugendlichen aus europäischen Ländern geplant. Das Interesse von Schulen besonders aus Brandenburg am „Tag der Begegnung“ ist „riesig“, wie Stiftungsdirektor Günter Morsch gestern sagte. Der Stiftungsdirektor wies darauf hin, dass viele der KZ-Überlebenden zum ersten Mal an die Orte ihrer Qualen zurückkämen. Das sei um so bewundernswerter, als dass erneute Traumatisierungen nicht auszuschließen seien. Doch die Rückkehr sei vielen ein Bedürfnis. Denn die Menschen sollten ihnen noch einmal zuhören können. Von den Erfahrungen der Opfer der NS-Diktatur und ihren Botschaften könnten heutige Generationen lernen. An der „europäischen Seuche“ Rassismus und Rechtsextremismus habe sich in den vergangenen zehn Jahren „wenig geändert“, kritisierte Morsch. Daher schlügen viele Zeitzeugen inzwischen „resignative Töne“ an. Doch Resignation sei auf keinen Fall angebracht, betonte Morsch. Die Kontakte mit Überlebenden in Sachsenhausen und Ravensbrück könnten helfen, die Zivilgesellschaft in Brandenburg zu stärken. Die Gespräche seien eine „Prävention“ gegen den Rechtsextremismus. Polizeiliche Repression reiche nicht aus. In Brandenburg müsse das „Gegenmilieu“ noch stärker werden. Der Stiftungsdirektor betonte, am 8. Mai 1945 sei nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt vom Nationalsozialismus befreit worden. Damals sei das Ende für ein Regime mit „unglaublich mörderischer Irrationalität“ gekommen. Auf dem Aspekt der Befreiung liege daher auch der Schwerpunkt der Gedenkveranstaltungen, hob Morsch hervor. In Verbindung mit der Erinnerungsveranstaltung in Sachsenhausen wird der neugestaltete zentrale Gedenkort „Station Z“ mit der Dauerausstellung „Mord und Massenmord im KZ-Sachsenhausen 1936-1945“ am 17. April seiner Bestimmung übergeben. Die im Umfeld vorgefundenen Gruben mit Menschenasche aus den Krematorien werden als Grabstätten gekennzeichnet. Zu den Veranstaltungen in den Gedenkstätten Sachsenhausen in Oranienburg und Ravensbrück in Fürstenberg/Havel gehören auch Ausstellungen, Filmvorführungen, Konzerte und Buchpremieren. Am 17. April werden die zentralen Gedenkveranstaltungen abgehalten, zu denen laut Morsch unter anderen Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck, Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (beide SPD) und Außenminister Joschka Fischer (Grüne) erwartet werden. Am Tag darauf sind Besuche der ehemaligen KZ-Außenlager vorgesehen. Der Etat für die Einladung früherer KZ-Häftlinge und für die Jahrestag-Veranstaltungen beläuft sich auf rund 1,2 Millionen Euro.

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