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Brandenburg: Robuster Überlebenskünstler

Sven Petke ist zwar nicht Vorsitzender geworden – aber jetzt doch der zweitstärkste Mann in der CDU

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Potsdam - Ein Überlebenskünstler ist er schon, und was für einer. Sven Petke, 39 Jahre, wegen der E-Mai-Affäre gestürzter Generalsekretär der CDU Brandenburg. Und jetzt zwar nicht ihr Vorsitzender, aber ihr neuer starker Vize-Parteichef, ohne den – fast – nichts mehr geht.

Allein, dass er diesen Durchmarsch gegen heftigen Widerstand schaffte, sagt einiges über diesen Mann, für den Politik wie eine Droge ist. Es sagt auch einiges über seinen Machtwillen, seinen brennenden Ehrgeiz sowie über seine robuste Konstitution. Für Petke stand immer fest: Er wird der Sieger im Machtkampf um die Nachfolge von Jörg Schönbohm sein. Trotz aller Anfeindungen, trotz aller Affären. Am Ende unterlag er nur knapp.

Doch nicht erst seit den Auseinandersetzungen um mitgelesene elektronische Briefe an CDU-Politiker in der Parteizentrale schieden sich an ihm die Geister. Kein anderer Landtagsabgeordneter polarisiert so stark wie er. Wo Petke in den letzten Jahren war, war auch immer Bambule, gab es Ärger und Schlagzeilen, und fast nie gute. Mal beleidigte er Richter, mal einen Schulleiter als „kleinen verschissenen Beamten“. In der Fraktion war man seine diversen Alleingänge leid, beklagte seinen „süffisanten Zynismus“. Doch immer hatte Jörg Schönbohm, der Petkes politisches Talent erkannt und gefördert hatte, sich schützend vor ihn gestellt. „Ich habe aus meinen Fehlern gelernt“, so hat er es in den letzten Wochen bei vielen Auftritten der Parteibasis versichert. Dort präsentierte sich ein anderer Petke, der wenig mit dem innenpolitischen Hardliner früherer Zeiten gemeinsam hatte. Da stand plötzlich ein Umarmer vor ihnen, der sein rhetorisches Instrumentarium ausgefeilt hat. Der die Gefühle ansprach, der Siegeswillen ausstrahlte, ganz nach seinem Vorbild Roland Koch, der trotz Parteispenden-Skandal in Hessen die absolute Mehrheit holte.

Petke, geboren 1967 in Guben, ist bei allen Schwächen zweifellos ein politisches Naturtalent. Er hat Instandhaltungsmechaniker gelernt: „Und in der DDR gab es viel instand zu setzen.“ Dann begann er Verkehrswissenschaften zu studieren. Als die Mauer fiel, brach er ab und studierte als einer der ersten „Ossis“ an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Nordrhein-Westfalen. Er ging dann nach Brandenburg zurück – als Verfassungsschützer ins Innenministerium. Das passt zu ihm, meinen Kritiker, die Arbeit mit „verdeckten Methoden“.

In die CDU trat Petke 1995 ein, aus Protest gegen die Stasi-Verwicklungen von Manfred Stolpe, wie er einmal sagte. Zuvor hatte er mit den Grünen geliebäugelt. Er wurde Chef der Jungen Union, die er lange führte. Schon in dieser Zeit begann er sein Netzwerk aufzubauen. 1999 zog er in den Landtag ein, wo er sich als Innenpolitiker profilierte. Dass man ihn ernst nehmen muss, dass er nach oben will, zeigte er schon 2001 als er überraschend zum stellvertretender CDU-Vorsitzenden gewählt wurde. Das war er bis 2004, als Schönbohm ihn zu seinem Generalsekretär machte. Den Job erledigte er nicht schlecht. Er reiste viel im Land umher, er war in den Medien präsent wie kaum ein anderer CDU-Politiker. Und er eröffnete Anfang 2006 im Alleingang die Debatte um die Erneuerung der Union mit der Forderung nach kostenlosen Kita-Plätzen. Petke ist verheiratet mit der Bundestagsabgeordneten Katherina Reiche, mit der er drei Kinder hat. Die Frage, die sich jetzt viele stellen ist, ob sich Petke trotz der knappen Niederlage wirklich loyal einordnen kann. Thorsten Metzner

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