Brandenburg: Rote Inseln im Schwarzen Meer
In drei Landkreisen konnte die SPD gewinnen - vor allem dank profilierter Köpfe
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In drei Landkreisen konnte die SPD gewinnen - vor allem dank profilierter Köpfe Potsdam. Mit der Kommunalwahl wurde Brandenburg „schwarz“ – bis auf einige rote Inseln. Warum konnte sich die SPD in Teltow-Fläming, Dahme-Spreewald und Oder-Spree entgegen dem Landestrend als stärkste Partei behaupten? Es fällt auf: In den drei Landkreisen, die im prosperierenden südöstlichen Speckgürtel um Berlin liegen, wirken starke SPD-Kreischefs und Landräte. So hat der Landkreis Teltow-Fläming, pragmatisch regiert von Landrat Peer Giesecke, eine beachtliche Dynamik. Bei einem Ranking von 440 Kreisen Deutschlands – untersucht wurden Wirtschaftsklima und Lebensqualität – schnitt Teltow-Fläming voriges Jahr als bester ostdeutscher Kreis ab. „Hinter uns lagen selbst Regionen aus Hessen und Baden-Württemberg“, sagt SPD-Unterbezirkschef Christoph Schulze, selbst einer der profiliertesten Köpfe der sonst eher blassen SPD-Landtagsfraktion. Schulze ist sich sicher: „Ohne den Bundestrend hätten wir sogar unsere alten Ergebnisse bekommen.“ Sein Fazit ist allerdings für die Landes-SPD nicht ohne Brisanz, weil es der gängigen Lesart von der Hauptschuld des Bundestrends widerspricht: „Die SPD stünde flächendeckend im Land besser da, wenn sie überall eine bessere Personalpolitik machen würde“. Der SPD-Landrat Martin Wille vom benachbarten Dahme-Spreewald sieht das ähnlich. Den Wahlkampf hier führte der SPD-Unterbezirkschef und Bundestagsabgeordnete Peter Danckert, ein politisches Schwergewicht. Dass die SPD in Dahme-Spree mit „einem blauen Auge“ davongekommen ist, führt Wille jedoch auch auf Schwächen der Union zurück. „Die CDU ist hier in sich zerstritten.“ So zog der Teupitzer CDU-Bürgermeister Karsten Kuhl, der schärfste Gegner der Gemeindereform von Innenminister Jörg Schönbohm, als Einzelkandidat in den Kreistag ein. Auch in Teltow-Fläming hatte die CDU Probleme: Dort war die CDU-Spitzenkandidatin Birgitt Reiche, Mutter der Bundestagsabgeordneten Katherina Reiche, wegen der radikalen Abwicklung der Firma Hesco in die Schlagzeilen geraten. Eine Rolle mag aber auch die Sozialstruktur spielen: Es sind in vor allem Ostberliner, die in den letzten Jahren in die drei „roten“ Kreise gezogen sind. Die Neubürger in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Havelland im westlichen Umland, wo die CDU gewann, kamen dagegen vorwiegend aus dem früheren Westteil Berlins. CDU-Landessprecher Alexander Richter nennt eine weitere Auffälligkeit: In den drei Kreisen gab es besonders „starke Bürgerlisten“. Und die vierte Insel, der Landkreis Barnim im Norden Berlins, wo sogar die sonst in ländlichen Regionen eher schwache PDS stärkste Kraft wurde? Über die Gründe wird gerätselt: Eine Erklärung: Besonders aktiv ist hier die PDS-Vizebundesvorsitzende Dagmar Enkelmann. Ihre werden nun erst recht beste Chancen eingeräumt, PDS-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2004 zu werden.
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