Von Jan Kixmüller: Sachsens Werben, Brandenburgs Zögern
Hochschulkreise fordern, dass sich die Landesregierung für den Verbleib der Potsdamer Uni-Chefin Kunst stärker einsetzt
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Potsdam - Der mögliche Weggang der Präsidentin der Universität Potsdam, Sabine Kunst, hat zu Kritik an der brandenburgischen Landesregierung geführt. Karl-Hermann Abraham vom Vorstand der Universitätsgesellschaft Potsdam bemängelte gegenüber den PNN, dass das Land Brandenburg sich nicht stärker für den Verbleib der Uni-Präsidentin Kunst einsetze. Sabine Kunst wird sich am Montag an der Universität Leipzig vorstellen und am Dienstag der Wahl zur dortigen Rektorin stellen. Ihre Gegenkandidatin ist die Medizinerin Beate A. Schücking. Kunst gilt in Leipzig als Favoritin.
Der Brandenburger Unternehmer Abraham betonte, dass seit Amtsantritt von Kunst im Jahr 2007 die Potsdamer Universität regelrecht aufgeblüht sei. Nachdem Kunst in diesem Jahr auch DAAD-Präsidentin wurde und zudem noch als Anwärterin für den Titel Hochschulmanagerin des Jahres der Financial Times gilt, wäre es fatal, sie einfach ohne ein überzeugendes Angebot ziehen zu lassen. „Es ist nur verständlich, dass Sabine Kunst mittlerweile Begehrlichkeiten weckt“, so Abraham, der Gründungsmitglied der Universitätsgesellschaft ist. Nun dürfe man nicht einfach dabei zusehen, wie sie vom Land Sachsen abgeworben werde. Die Landesregierung müsse jetzt schnell und konsequent handeln.
Das Wissenschaftsministerium bestätigte am Freitag, dass sich die Landesregierung Brandenburg darum bemühe, Sabine Kunst in Potsdam zu halten. „Sie ist eine anerkannte und sehr gute Präsidentin, sie hat die Universität Potsdam weit vorangebracht“, sagte Antje Grabley, Sprecherin des Wissenschaftsministeriums. „Wir würden uns sehr freuen, wenn sie hierbleiben würde.“ Es habe bereits Gespräche auf verschiedenen Ebene gegeben. Ob sich auch der Ministerpräsident darin eingeschaltet habe, wollte die Ministeriumssprecherin nicht sagen.
Uni-Insider Abraham nannte indes wunde Punkte, die das Missfallen an der Hochschule erregt hätten: Der Umgang mit der Universität, die verknappten Mittel und die mangelnde Achtung der Landesregierung gegenüber der Hochschule.
Uni-Präsidentin Kunst hatte zwar nach ihrer Nominierung in Leipzig gesagt, dass sie sich nicht auf der Flucht aus Brandenburg befinde. Doch den Eingriff in die Rücklagen der Hochschule durch das Wissenschaftsministerium bezeichnete sie in dieser Woche gegenüber der „Zeit“ erneut als „Schlag ins Gesicht“. Der Vertrauensverlust sei maximal: „Und das für eine Einsparung von insgesamt zehn Millionen Euro, die vom Land ohnehin in null Komma nix verfrühstückt sind.“ Die angedrohte Klage der Hochschulen gegen das Ministerium sei noch nicht vom Tisch. Für die Zukunft sollte man versuchen, einen „wirklich belastbaren Vertrag“ zwischen den Hochschulen und der Regierung aufzusetzen.
Uni-Präsidentin Kunst hat in ihrer bisher knapp vier Jahre währenden Amtsperiode die Potsdamer Hochschule für den Exzellenzwettbewerb fit gemacht, die Drittmitteleinwerbung erheblich gesteigert und erst unlängst eine Humboldt-Stiftungs-Professur eingeworben. Durch die deutliche Profilierung der vergleichsweise jungen Potsdamer Uni hat sie sich weit über Brandenburg hinaus einen Namen als Hochschulmanagerin gemacht. Für die Rektorenwahl der Universität Leipzig hat sich Kunst nach eigenem Bekunden nicht beworben, vielmehr sei sie gefragt worden. „Der Erfolg unserer gemeinsamen Arbeit hat sich weit über Brandenburg hinaus herumgesprochen.“
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