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Brandenburg: Samstagsunterricht in Berlin soll Kinder entlasten

Pädagogen und Eltern diskutieren, ob wegen der zusätzlichen Stunden ein sechster Schultag sinnvoll ist

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Berlin - Der Berliner Landeselternsprecher André Schindler rechnet damit, dass Schulen künftig Samstagsunterricht anbieten müssen. „Sonst wird die Belastung für die Schüler zu groß“, befürchtet er im Hinblick auf die zusätzlichen Unterichtsstunden, die jetzt nach und nach in den Klassen fünf bis zehn hinzukommen. Das Schulgesetz stellt es den Schulen frei, sich für einen sechsten Unterrichtstag zu entscheiden.

Auslöser der Diskussion ist die Verkürzung des Abiturs auf zwölf Jahre. Die Kultusminister haben sich darauf geeinigt, dass das Stundenvolumen der 13. Klasse komplett erhalten werden muss. Bereits seit vergangenem Jahr haben die Fünftklässler zwei Stunden mehr, in diesem Jahr sind es auch die Sechstklässler, im kommenden Jahr erfasst die Erhöhung auch die weiterführenden Schulen, die aber – im Gegensatz zu den Grundschulen – oftmals weder Kantinen noch Aufenthaltsräume haben.

„Wenn die Schulen kein Mittagessen anbieten, müssen sie im Sinne der Kinder den zusätzlichen Unterricht auf den Samstag legen“, forderte deshalb Landeselternsprecher Schindler. Allerdings werde das „Unruhe in den Schulen geben“, weil die Meinungen unter den Betroffenen sehr auseinander gingen.

Das Tiergartener Canisius-Kolleg hat erst vor wenigen Jahren den Samstagsuntericht auf Druck des Kollegiums abgeschafft. Aktuelle Erfahrungen mit Samstagsunterricht an zwei Wochenenden pro Monat haben in Berlin nur zwei Schulen: das öffentliche Goethe-Gymnasium und das Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster (beide Wilmersdorf). Diese beiden Schulen sind damit zufrieden. „Gott sei Dank haben wir den Unterricht am Samstag beibehalten!“, freut sich der Leiter des Gymnasiums zum Grauen Kloster, Martin Heider, angesichts der zusätzlichen Unterrichtsstunden. An seiner Schule gibt es keine Möglichkeit, Mittagessen anzubieten. „Für die Kleinen ist es kaum zu ertragen, täglich länger als sechs Stunden Unterricht zu haben“, hat Heider beobachtet. Zudem sei es durch den zusätzlichen Unterrichtstag leichter, mit den Fachräumen auszukommen. Zu den Lehrern, die den sechsten Unterrichstag begrüßen, gehört Rainer Horn, Mathematiklehrer am Goethe-Gymnasium. „Wir wollen lieber, dass nach der sechsten Stunde Schluss ist“, berichtet Horn. Alle 14 Tage am Samstag zu unterrichten, sei nicht so schlimm. Zwar fehlten samstags mehr Schüler als sonst. Dem aber könne man begegnen, indem man etwa Klassenarbeiten auf diesen Tag lege.

Landesschülersprecher Alexander Freier rechnet nicht damit, dass Schüler samstags zur Schule wollen. Und ohne sie wird es schwierig, in den Schulkonferenzen die erforderliche Zweidrittelmehrheit für den Samstag zu erhalten.

Susanne Vieth-Entus

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