Brandenburg: Saure-Gurken-Zeit
Ernte der krummen Spreewaldgewächse läuft auf Hochtouren / Tropische Temperaturen beeinflussen Gemüsewachstum
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Ernte der krummen Spreewaldgewächse läuft auf Hochtouren / Tropische Temperaturen beeinflussen Gemüsewachstum Von Dana Trenkner Cottbus. Die Gurkenproduzenten der Spreewaldregion haben alle Hände voll zu tun: Die Ernte ist in vollem Gange. Wegen der tropischen Temperaturen begann sie vielerorts schon Anfang Juni und damit rund zwei Wochen früher als sonst. Erntehelfer pflücken pro Jahr etwa 30 000 Tonnen des grünen Gemüses mühsam mit der Hand, denn Maschinen können dafür noch immer nicht eingesetzt werden. Aus dem ehemaligen Nebenerwerbsgeschäft zu DDR-Zeiten mit Produktionsmengen um 6500 Tonnen pro Jahr ist heute eine gut florierende Industrie geworden, deren Produkte auch über Brandenburgs Landesgrenzen hinaus begehrt sind. Mindestens jedes zehnte verkaufte Gewürzgurken-Glas in Deutschland kommt bereits aus dem Spreewald. Im Kinofilm „Good bye, Lenin“, der beim Deutschen Filmpreis 2003 mehrfach ausgezeichnet wurde, versuchte ein junger Mann Wochen nach der Maueröffnung verzweifelt an Spreewälder Gurken zu gelangen, die damals in keinem Geschäft mehr zu finden waren. Die Requisiten für den Film besorgten sich die Regisseure damals aus den Kellern der Spreewaldkonserve Golßen GmbH, auch bekannt unter dem Markennamen Spreewaldhof. Die Marketingchefin des Unternehmens, Karin Seidel, fädelte daraufhin einen Deal mit den für Promotion Verantwortlichen des Films ein. Unter dem Motto „Die Gurke zum Film“ soll das saure Gemüse gemeinsam mit der Videokassette vermarktet werden. Auch in Ländern wie den USA und Kanada haben die Spreewälder Gurken bereits Anhänger gefunden. Etwa die Hälfte der exportierten Spreewaldgurken wird mittlerweile über den Ozean verschifft, der Rest wird an andere EU-Staaten wie Spanien und Italien verkauft. Bei so viel Popularität wollten die Spreewälder Gurkenproduzenten den Namen ihrer Produkte besser geschützt wissen. Dies scheint jetzt gelungen. Waren bisher auch Gurken aus anderen Regionen Deutschlands und Osteuropas unter der Bezeichnung „Spreewälder Gurken“ im Handel, darf nach einem Urteil des Oberlandesgerichtes Hamburg vom Juli 2003 künftig nur noch das krumme Gemüse aus der so genannten Wirtschaftsregion Spreewald unter der Bezeichnung „Echte Spreewälder Gurken“ verkauft und vermarktet werden. Die Region umfasst dabei mehr als das Biosphärenreservat Spreewald – sie reicht von Langengrassau bis Jänschwalde und von Märkisch Buchholz bis Altdöbern. Ein von der Europäischen Union (EU) festgelegtes und für die Region verbindliches Gütesiegel verpflichtet außerdem alle Hersteller im Wirtschaftsraum Spreewald, zu 70 Prozent Gurken aus der Region zu verarbeiten. Solche Produktionsmengen zu garantieren, fällt den Bauern in diesem Jahr nicht schwer. Während andere Pflanzen unter der sengenden Sonne der vergangenen Wochen verbrannten, wuchsen die Gurken über das eigentlich erwünschte Maß hinaus. Da die Helfer mit dem Ernten der schnell wachsenden Gurken nicht nachkamen, stehen in den Lagerhallen jetzt viele Gläser mit kleingeschnipselten Riesengurken, die unzerteilt nicht in die für sie vorgesehenen Behältnisse gepasst hätten. Etwa fünf Prozent der krummen Spreewaldgewächse werden in diesem Jahr zudem auf den Feldern bleiben müssen, da es für sie keine Absatzchancen gibt.
Dana Trenkner
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