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Brandenburg und die Ehe: Scheiden tut weh – im Portemonnaie
In Brandenburg gehen immer weniger Ehen zu Bruch. Die Statistiker vermuten mehrere Gründe für den Trend: Es geht ums Pragmatische, ums Geld, aber auch um die Erfahrung.
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Potsdam - Es muss nicht im Rosenkrieg enden, die Brandenburger sind pragmatischer geworden. Das nehmen zumindest die Experten vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg an. Denn die Zahl der Ehescheidungen in Brandenburg ist auf dem niedrigsten Stand seit 19 Jahren. Insgesamt gab es mit 4691 Scheidungen im vergangenen Jahr 3,2 Prozent weniger als 2015. Peter Kuchta, Referatsleiter beim Statistikamt in Potsdam, hat dafür eine ganz unromantische Erklärung. „Eine Scheidung kommt teuer, deshalb belassen es auch längst getrennte Paare lieber beim Ehestand“, sagt Kuchta.
Und er führt gleich noch ein prominentes Beispiel an für das pragmatische Berliner Verhältnis zur Ehe: Der frühere Hausherr von Schloss Bellevue in Berlin, Altbundespräsident Joachim Gauck, lebte daselbst auch in wilder Ehe – ohne zuvor von seiner kirchlich angetrauten Gattin geschieden worden zu sein.
Alterung und späte Heirat
Und beim Otto-Normal-Brandenburger? „Der Hauptgrund könnte sein, dass es ums Geld sparen geht. Man denke an die Steuervorteile. Und wenn man mal an das Schlimmste denkt, an die Witwenrente“, sagt Kuchta. Auch die zunehmende Alterung der Gesellschaft spielt offenbar eine Rolle. „Mit dem Alter wächst die Erfahrung, wächst das Verständnis füreinander. Da trennt man sich nicht mehr so schnell wie früher“, sagt Kuchta. Und außerdem würde heute nicht mehr in jungen Jahren mit Anfang 20, sondern später geheiratet. „Da wird reiflicher überlegt, ob man sich wieder scheiden lässt. Und oft hat man dann auch schon Erfahrungen gesammelt und sich ausgetobt.“
Wer auf das verflixte siebte Jahr wartet, sollte sich hüten. Am häufigsten endeten Ehen im sechsten Jahr (5,5 Prozent), im siebten Jahr geschieden wurden 5,1 Prozent. Nur weniger Fällen findet die Heirat ein schnelles Ende. 24 Ehen in Brandenburg hielten nur ein Jahr.
3246 Kinder von einer Scheidung betroffen
Auch Kinder hindern Eltern nicht an einer Scheidung. Fast die Hälfte der Scheidungspaare hatten mindestens ein minderjähriges Kind. Insgesamt waren 3246 Kinder von einer Scheidung betroffen. In etwas mehr als der Hälfte der Fälle (53,4 Prozent) ging die Initiative zur Scheidung von der Ehefrau aus, teilte die Behörde weiter mit. Nur drei Prozent der Ehescheidungen wurden gemeinsam von beiden Partnern eingereicht. 213 Ehen (4,5 Prozent) wurden ohne Zustimmung des Partners geschieden. Die meisten Paare wurden nach dem sogenannten „Trennungsjahr“ geschieden (80,5 Prozent), hieß es weiter. Und dann wäre da noch der Wohnort: Wie schon im Vorjahr gab es die meisten Ehescheidungen im Landkreis Oberhavel (433), die wenigsten in Frankfurt/Oder (100). (mit epd)
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