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Brandenburg will für sich werben: Schluss mit Understatement
Berlin mit angeschlossener Landschaftspflege? Brandenburgs Regierung bereitet eine bundesweite Werbekampagne vor, um das Image des Landes in Deutschland zu verbessern.
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Potsdam - Die Anderen machen es schon. Be Berlin. MV tut gut. Land der Frühaufsteher, Ursprungsland der Reformation. So geht Sächsisch. Der echte Norden. Grünes Herz von Deutschland. So werben oder warben Bundesländer in Deutschland für sich, manche schalten überregionale Anzeigen. Brandenburg hält sich da bisher eher zurück. Und selbst die wenig originellen Schilder auf den Autobahnen an der Landesgrenze, nach denen man in der Mark „Neue Perspektiven entdecken“ kann, sind schon in die Jahre gekommen.
Doch nun soll das Image des Landes Brandenburg aufgepeppt, auch hier geklappert und geklotzt werden. Und zwar mit einer neuen, übergreifenden Brandenburg-Werbekampagne, für die die Landesregierung in Potsdam rund – „geschätzter Gesamtwert“ – 1,1 Millionen Euro ausgeben will. So steht es in der Ausschreibung, die vor einigen Wochen im europäischen Amtsblatt (2017/S 088 - 172169) veröffentlicht worden ist. Der Auftrag, um den es geht: „Erarbeitung einer Marketingstrategie für das Land Brandenburg einschließlich Erbringung von Agenturleistungen zur Umsetzung dieser Strategie“. Das vorrangige Ziel sei, „das Land Brandenburg zunächst in Deutschland in den Fokus zu rücken“.
Das soll, so wie es mittlerweile Standard ist, auf allen Kanälen geschehen, „klassisch, digital, Social Media“. Die Ausgangslage, warum das notwendig sei, wird pointiert benannt. Die „Beschreibung der Beschaffung“ beginnt so: „Potsdam sei ein Stadtteil von Berlin. Berlin wiederum sei die Hauptstadt von Brandenburg. Und beides zusammen sei, Berlin mit angeschlossener Landschaftspflege‘. Thilo Sarrazins 2005er Bonmot hat sich für viele in Deutschland immer noch nicht überholt“, heißt es. „Manchem Ulk und dem verbreiteten Unwissen begegnete Brandenburg bislang mit Understatement.“ Damit soll aber nun Schluss sein.
Wirtschaftliche Spitzenpositionen
Verwiesen wird darauf, dass das größte ostdeutsche Bundesland „ohne große Schlagzeilen oder separates Landesmarketing“ mittlerweile wirtschaftliche Spitzenpositionen erobert habe. Es folgen Stichworte, die diesen Aufschwung beschreiben, etwa die Wissenschaftslandschaft, Babelsberg als „Standort internationaler Kinoproduktionen“, Logistikdrehscheibe in Deutschland, „als Binnenland auf Platz zwei der Windenergieerzeugung“ oder die auf ein Drittel gesunkene Arbeitslosigkeit. Zugleich werden Probleme der Entwicklung nicht verschwiegen, etwa die „extremen regionalen Unterschiede“. Zitat: „Städte in Berlin fernen Regionen sind um bis zu zwei Drittel geschrumpft, Orte am Berliner Stadtrand haben ihre Einwohnerzahl verdoppelt.“
Dabei ziehe der Zuzug in den Speckgürtel „auch Gefühle der Überfremdung und Identitätsprobleme nach sich“. Und: „Viele Kommunen aus dem durch die besondere Situation der deutschen Teilung erst jetzt wieder entdeckten Berliner Umland sind in einem Selbstfindungsprozess.“ Auch da soll die Kampagne ansetzen, für die eine „Kreativ- und Leadagentur“ gesucht wird. Brandenburg in seiner Einheit zu gestalten, verlange schließlich „weiteren Zuzug in alle Regionen und aus allen Schichten“.
Zur Resonanz hält man sich bedeckt
Zuständig in der Staatskanzlei für das Projekt ist eine Stabstelle „Landesmarketing“, die der frühere Regierungssprecher Thomas Braune verantwortet. Die erste Frist der Ausschreibung, bei der Agenturen ihr Interesse an dem Auftrag bekunden konnten, ist Ende letzter Woche abgelaufen. Nun soll bis Ende Juni ausgewählt werden, wer in die engere Wahl kommt – und zur Abgabe eines Angebotes aufgefordert wird. Zum aktuellen Stand, zur bisherigen Resonanz hält man sich bedeckt. „Das vergaberechtliche Verfahren läuft“, sagte Regierungssprecher Florian Engels am Mittwoch den PNN. Viel Zeit bleibt nicht. Die Laufzeit des Vertrages wird vom Oktober 2017 „bis 31.12.2018“ angegeben. Genau vor dem Landtagswahljahr 2019 wäre damit Schluss. Freilich, eine „optionale Vertragsverlängerung für zwei Jahre (2019/2020)“ wird nicht ausgeschlossen.
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