Brandenburg: Schock nach Schüssen
Bluttat nahe dem Kurfürstendamm: 62-Jährige unbeteiligte Passantin bei Schießerei getroffen
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Berlin - Bekannt war der Olivaer Platz in Berlin-Wilmersdorf bisher nur durch den jahrelangen Streit um die geplante Neugestaltung, Wilmersdorfer Anwohner protestieren gegen den Wegfall von Parkplätzen neben der Grünanlage. Der Kiez nahe dem Kurfürstendamm ist ruhig, abgesehen vom starken Verkehr in der Lietzenburger Straße. Nun aber zeigen sich Anrainer schockiert über die Schießerei, bei der Mittwochabend gegen 21 Uhr eine unbeteiligte 62-jährige Passantin am Bein getroffen wurde. In einem nahen Restaurant ist der Kellner entsetzt über Skrupellosigkeit der Täter.
Bis Donnerstagnachmittag inspizierten Spurensicherer der Polizei den Tatort. An der Einfahrt eines Wohnhauses neben einem Café an der Kreuzung Olivaer Platz/Lietzenburger Straße waren in zwei Metern Höhe fünf Einschusslöcher zu sehen. Vor dem Café waren zwei Männer aus einem Auto heraus beschossen worden. Das Café blieb am Donnerstag geschlossen.
„Dass so etwas passiert ist, hat mich gar nicht überrascht“, sagt der Anwohner Jürgen N. Er wohnt direkt an der Kreuzung und berichtet, in den vorigen eineinhalb Jahren habe er mehrmals Zivilfahnder gesehen, die das Café, in dem vor allem Osteuropäer verkehren, aus dem Gebüsch gegenüber observierten. Am Mittwochabend gegen 21 Uhr war ein dunkles Fahrzeug – laut Polizei wohl ein Geländewagen – am Olivaer Platz vorbeigerollt. Auf Höhe des Cafés wurde aus dem Wagen heraus das Feuer auf zwei Männer eröffnet, die zu diesem Zeitpunkt auf dem Bürgersteig standen. Mindestens fünf Schüsse fielen – sie trafen aber nicht die Männer, sondern das Gebäude neben dem Café. In Amerika wird ein solcher Feuerüberfall aus einem fahrenden Auto heraus als „Drive-by Shooting“ bezeichnet. Einer der Beschossenen zog nun seinerseits eine Waffe und feuerte zurück. Ob er das Auto traf, konnte bislang nicht geklärt werden. Eine Kugel traf aber die völlig unbeteiligte Passantin, die gerade am Tatort vorbeikam. Die Schwerverletzte musste im Krankenhaus operiert werden, war aber nicht in Lebensgefahr.
Der Mann, der die Frau angeschossen hatte, flüchtete mit seinem Begleiter zu Fuß. Am Donnerstagabend hatte die Polizei noch keine Spur zu den schwerbewaffneten Tätern und dem Auto, das bei der Schießerei benutzt wurde. Laut Polizeistatistik fielen in Berlin 2014 bei 280 Straftaten Schüsse – allerdings zählt die Polizei auch Schreckschusspistolen mit. Die Hälfte waren Verstöße gegen das Waffengesetz – die Täter hatten in der Öffentlichkeit „herumgeballert“. Bei Tötungs- und Rohheitsdelikten wurde 72 Mal geschossen. Cay Dobberke/Timo Kather
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