Brandenburg: Schöneburg: Mehr Geld für die Opferhilfe Zahl der Ratsuchenden
in Brandenburg steigt
Stand:
Potsdam - Seinen Ruf hat Brandenburgs Justizminister Volkmar Schöneburg (Linke) weg. Dass er, der frühere Strafverteidiger und Landesverfassungsrichter, viel zu mild sei gegenüber Kriminellen, harte Urteile ablehne und nur an das Wohl der Strafgefangenen denke – aber niemals an die Opfer. „Alles Quatsch“, sagt Schöneburg. Er sitzt in der Potsdamer Geschäftsstelle des Vereins Opferhilfe und hat den Beweis auf einen kleinen Zettel notiert. 270 600 Euro bekommt die Opferhilfe in diesem Jahr vom Justizministerium, 17 000 Euro mehr als noch im Vorjahr. „Die Opferhilfe leistet wichtige Arbeit“, sagt Schöneburg.
Der Verein ist seit 1996 aktiv, er bietet psychologische Beratung, informiert über Entschädigungen, begleitet Zeugen zu Gerichtsprozessen und vermittelt an andere Hilfsstellen. Alles begann 1996 mit einer Beratungsstelle in Potsdam. Inzwischen arbeiten die neun Psychologen und Sozialarbeiter in sechs Büros im Land, neben Potsdam in Brandenburg/Havel, Cottbus, Senftenberg, Frankfurt (Oder) und Neuruppin. Die Zahl der Ratsuchenden steigt stetig. Im vergangenen Jahr waren es 532, zuvor noch 454. Zu einem Drittel geht es um sexuelle Gewalt und Übergriffe, bei 27 Prozent der Fälle um Gewalttaten und zu 23 Prozent um Taten gegen die persönliche Freiheit, also Bedrohung, Stalking und häusliche Gewalt. Zwei Drittel der Ratsuchenden sind Frauen, bei Männern dagegen ist die Hemmschwelle noch immer sehr hoch. Und es sind nicht nur Opfer, die Rat suchen, sondern auch Angehörige. Sie machen 30 Prozent der Klienten aus. Wie etwa die Mutter, deren 15-jährige Tochter an einer Bushaltestelle sexuell belästigt wird, sich aber wehren kann und entkommt. Die Mutter sucht für die Tochter psychologische Beratung bei der Opferhilfe. Die Psychologen merken schnell: Es ist nicht die Tochter, sondern die verängstigte Mutter, die Hilfe braucht.
Der Verein will auch eine Trauma-Ambulanz einrichten. Zwei Jahre lang feilten die Mitarbeiter an einem Konzept, seit genau einem Jahr warten sie auf eine Entscheidung der Organisation „Aktion Mensch“, die derartige Projekte fördert. Der Verein will einen Trauma-Psychotherapeuten einstellen. Im April könnte der Bescheid kommen. Falls nicht, dann will Schöneburg prüfen, ob das Land einspringen und noch ein bisschen mehr tun kann – für die Opfer. Alexander Fröhlich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: