Brandenburg: „Schöner leben ohne Nazis“
F.C. Flick Stiftung findet das Engagement gegen Rassismus wichtiger denn je
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Potsdam - Die F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit hat zu mehr Engagement gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus aufgerufen. Dies werde angesichts aktueller politischer Entwicklungen immer wichtiger, sagte Geschäftsführerin Susanne KrauseHinrichs am Dienstag in Potsdam. Die vor 15 Jahren gegründete Stiftung werde 2017 wie bereits in den Vorjahren rund 70 Projekte mit insgesamt bis zu einer Million Euro fördern.
„Wer sich einsetzt, setzt sich aus“, betonte der evangelische Pfarrer Friedrich Schorlemmer, Mitglied des Stiftungsrates: „Er wird bewundert oder verhöhnt, er gewinnt oder resigniert.“ Wer sich engagiere, müsse auch damit rechnen, dass ihm ein Bein gestellt werde, „auch von solchen, die selber nichts auf die Beine stellen“, erklärte der Theologe. Diesen Einsatz, auch in Schwierigkeiten Haltung zu zeigen, wolle die Stiftung 2017 erneut mit ihrem „Steh-Auf-Preis“ für Toleranz würdigen.
Bis Ende Januar können sich Initiativen und Aktivisten um die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung für beispielhaftes Engagement bewerben, sagte Krause- Hinrichs. Der Preis, der alle zwei Jahre vergeben wird, soll im Frühsommer 2017 zum dritten Mal verliehen werden. Schirmherr ist Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, Vorsitzende der Jury ist die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping (beide SPD).
Der Preis richte sich insbesondere an Projekte und Menschen, die noch nicht gefördert wurden oder aus förderrechtlichen Gründen keine normale Unterstützung der Stiftung bekommen könnten, sagte Krause-Hinrichs. Für die regulären Förderprojekte gegen Fremdenfeindlichkeit und für eine Willkommenskultur stehe zudem inzwischen mehr Geld als am Anfang zur Verfügung, auch weil der Stifter das Fördervolumen durch Spenden erhöht habe.
Unter den bisherigen regulären Förderprojekten, die auch im kommenden Jahr unterstützt werden, sind ein Konzept der „Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus“ in Berlin zur Einbindung junger Muslime in die politische Bildungsarbeit, die brandenburgische Jugendkampagne „Schöner leben ohne Nazis“ und das Musikprojekt „Drewitzer Dreiklang“ der Kammerakademie Potsdam an einer Stadtteilschule.
Die vielfältigen Projekte gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz seien eine Erfolgsgeschichte, auch wenn dies in der Öffentlichkeit oft nicht wahrgenommen werde und dort Negativschlagzeilen im Vordergrund stünden, betonte Krause-Hinrichs. So bringe das Potsdamer Musikprojekt geflüchtete und einheimische Kinder und Eltern zusammen. Die Kampagne „Schöner leben ohne Nazis“ stoße inzwischen auch über Brandenburg hinaus auf großes Interesse, sagte Melanie Ebell vom Landesjugendring.
Förderschwerpunkt der Stiftung seien Projekte in Brandenburg und Berlin, sagte Krause-Hinrichs. Zunehmend würden jedoch inzwischen auch Initiativen gegen Fremdenfeindlichkeit in Sachsen unterstützt. „Da ist es auch dringend notwendig“, betonte die Geschäftsführerin. Ziel der Auszeichnung ist, vorbildliches Engagement sichtbar zu machen und die Vernetzung von Initiativen gegen Rechtsextremismus zu unterstützen. Dem Stiftungsrat gehört auch Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) an. Yvonne Jennerjahn
www.stiftung-toleranz.de
Yvonne Jennerjahn
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