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Brandenburg: Schrauben locker?

Reaktortransport aus Rheinsberg: Atomkraftgegner drohen der Bahn wegen angeblich maroder Gleisanlagen mit einer Strafanzeige

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Lindow/Rheinsberg - Atomkraftgegner wollen mit einer Strafanzeige gegen die Deutsche Bahn AG vorgehen, wenn am 30. Oktober der geplante Transport des alten Reaktordruckbehälters aus dem einstigen Kernkraftwerk Rheinsberg ins Zwischenlager Nord nach Lubmin ohne vorherige Gleisbettsanierung stattfinden sollte. „Drei Eisenbahnbrücken auf der Strecke Rheinsberg-Löwenberg sind viel zu marode, als das diese einen 175-Tonnen schweren Atomtransport unbeschadet aushalten würden“, sagte Bernd Ebeling von der niedersächsischen Bürgerinitiative „Uelzen gegen Atomanlagen“.

Zusammen mit weiteren Atomkraftgegnern aus Norddeutschland hat Ebeling in Lindow (Ostprignitz-Ruppin) die Eisenbahnbrücken inspiziert und nach eigenen Angaben wacklige Gleis- und Brückenanlagen vorgefunden. Jede Menge abgebrochene Gleisbolzen seien entdeckt worden, sagte Ebeling den PNN. Außerdem seien lose Muttern und Nieten auf den Brücken entdeckt worden. „Ein Zusammenbruch während des Atomtransports ist nicht ausgeschlossen“, meinte Ebeling.

Die Deutsche Bahn sieht hingegen keine Probleme. In der letzten Woche hieß es aus der Berliner Konzernzentrale, dass die Brücken die große Belastung aushalten würden: „Es wird ein Spezialwaggon mit vielen Radsätzen verwendet, sodass sich die Last auf viele Achsen verteilt“, sagte Bahnsprecherin Susan Sass. Außerdem sollen die Brücken in den kommenden Tagen durch Verstrebungen für den Sondertransport stabilisiert werden. Zudem werde der Transport im Schritttempo passieren. „Wir garantieren für die sichere Überfahrt“, so die Bahnsprecherin.

Die Atomkraftgegner konterten nun: „Es wäre ein Skandal, wenn der Transport so stattfinden dürfte“, sagte Jan Becker von der Initiative Contra Atom. „Ohne großen Aufwand konnten wir uns vom Gegenteil überzeugen. Das wäre schon mehr als Fahrlässigkeit, wenn der Transport unter diesen Bedingungen stattfände. Wenn nichts passiert, werden wir Strafanzeige stellen“, kündigte Bernd Ebeling am Sonntag an. Schließlich seien im Falle eines Atomunfalls hunderttausende von Menschen betroffen.

Weil die Zerlegung des Reaktors im Rheinsberger Atomkraftwerk zu riskant gewesen wäre – die Strahlenbelastung wäre viel zu groß gewesen –, geht der 110 Tonnen schwere radioaktive Koloss in einem Stück auf den Transport ins mecklenburgische Lubmin. Dort soll er 50 Jahre lagern, bevor er zerlegt werden kann. Als Schutz vor austretender radioaktiver Strahlung ist der Reaktor mit einem 15 Zentimeter starken Stahlmantel umzogen. Demontiert ist das elf Meter große Reaktordruckgefäß bereits und steht auf einer mobilen Plattform im Rheinsberger Reaktorsaal zum Abtransport bereit.

Umweltverbände haben Proteste für den Transport angekündigt.

Georg-Stefan Russew

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