Brandenburg: Schubsen, schubsen
Mehr als 200 000 Besucher beim Live-8-Konzert an der Siegessäule / Mit Bussen zum G8-Gipfel
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Mehr als 200 000 Besucher beim Live-8-Konzert an der Siegessäule / Mit Bussen zum G8-Gipfel Berlin - Mehr als 200 000 Menschen haben am Samstag beim deutschen Live-8-Konzert in Berlin eine riesige Party für Afrika gefeiert. Vor der Bühne an der Siegessäule standen die Zuschauer dicht gedrängt bis fast zum Brandenburger Tor. Bei schönstem Sommerwetter jubelten sie mehr als zehn Stunden lang Bands wie Juli, A-ha, Roxy Music, den Toten Hosen oder Wir sind Helden zu. Mit dem Konzert sollten die Industrienationen gedrängt werden, beim G8-Gipfel diese Woche in Schottland konkrete Schritte gegen Armut und Hunger in der Dritten Welt zu beschließen. Das Berliner Live-8-Konzert - eines von neun rund um den Globus - ging erst mit vier Stunden Verspätung kurz vor Mitternacht zu Ende. Zum Abschluss spielte Herbert Grönemeyer Hits wie „Mensch“ und „Bochum“. Immer wieder rief er der Menge zu: „Danke, macht weiter!“ Der Sänger der Toten Hosen, Campino, sagte: „Man sieht, dass die Mächtigen dieser Welt dabei sind, leicht einzuknicken. Aber man muss sie schubsen, schubsen, schubsen.“ Juli-Sängerin Eva Briegel meinte: „Wir haben großen Einfluss auf Teenies und Kinder. Deshalb kann es uns nicht egal sein, wofür sie sich interessieren.“ Beifall brandete auf, als Claudia Schiffer auf der Bühne mit der Bitte um mehr Entwicklungshilfe direkt den Bundeskanzler ansprach: „Herr Schröder, wir zählen auf Sie.“ Trotz des riesigen Menschenauflaufs blieb es fast völlig friedlich. Die Polizei musste nur einige wenige Male wegen kleinerer Delikte eingreifen. Die Rettungsdienste meldeten rund 600 Einsätze - was aber fast ausschließlich an den sommerlichen Temperaturen und dem dichten Gedränge lag. Viele Zuschauer trugen rote Luftballons oder die T-Shirts der Kampagne gegen Armut in der Dritten Welt „Make Poverty History“ („Macht Armut zur Geschichte“). Auch zahlreiche Familien waren dabei. Väter trugen ihre Kinder auf den Schultern. Viele von ihnen sangen mit, als BAP „Verdamp lang her“ spielten. Mit dem Song hatte die Band aus Köln zur Zeit der Friedensbewegung und des ersten Live-Aid-Konzerts in den 80er Jahren Furore gemacht. Die Jüngeren legten bei Bands wie Juli oder Silbermond mehr Begeisterung an den Tag. Nur wenige Stunden nach dem Ende des Konzerts machten sich am Sonntagmorgen rund 100 Demonstranten in zwei Bussen auf den Weg in die schottische Hauptstadt Edinburgh. Gemeinsam mit Gleichgesinnten wollen sie am Mittwoch an einer Kundgebung teilnehmen, um die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrienationen (G8) zu mehr Unterstützung für die Entwicklungsländer zu drängen. Die Busse werden von der Hip-Hop-Band Die Fantastischen Vier und dem Regisseur Ralf Schmerberg finanziert. Zu der Aktion unter dem Motto „The Long Walk To Justice“ („Der lange Marsch zur Gerechtigkeit“) hat der britische Musiker Bob Geldof aufgerufen, der auch die Live-8-Veranstaltung mit neun Konzerten auf vier Kontinenten ins Leben gerufen hatte. Zur Abfahrt der Berliner Busse fanden sich auch Prominente wie der US-Schauspieler Tim Robbins und der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ein. dpa/TS
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