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Brandenburg: Schutzlos im Netz

Datenschutzbeauftragter fordert: Behörden-PCs in Berlin mit XP abschalten. Senat sieht kaum Gefahr

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Berlin - Das Sicherheitsrisiko durch veraltete Betriebssoftware auf vielen PCs in der Berliner Verwaltung ist nach Einschätzung des Senats kleiner als vom Datenschutzbeauftragten kritisiert. Die Zahl von knapp 28 500 PCs, die im Oktober 2014 noch mit dem Betriebssystem Windows XP ausgestattet waren, sei inzwischen deutlich reduziert, sagte Innenstaatssekretär Andreas Statzkowski (CDU) am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Deren genaue Zahl werde aber erst wieder Ende April erfasst. „Unser Ratschlag lautet, diese veralteten PCs nicht ans Internet anzuschließen. Dann können sie auch nicht von außen angegriffen werden.“

Berlins Datenschutzbeauftragter Alexander Dix hatte gefordert, alle mit Windows XP arbeitenden PCs am Dienstag abzuschalten. Denn dann laufe ein extra für die Berliner Verwaltung verlängerter Sicherheitsschutz aus. Die persönlichen Daten der Bürger seien sonst einem unverantwortlichen Risiko durch mögliche Hacker-Angriffe ausgesetzt, sagte Dix im Inforadio vom rbb. Microsoft hatte die technische Unterstützung für das 13 Jahre alte Betriebssystem vor einem Jahr nach langer Vorlaufphase eingestellt. Danach hat Microsoft keine Sicherheitsupdates und Aktualisierungen mehr für XP veröffentlicht.

Der Fahrplan für das Support-Ende war von dem Konzern bereits im Jahr 2002 erstmals angekündigt worden. Da die Berliner Verwaltung die Ablösung der betagten PCs nicht rechtzeitig umsetzen konnte, hatte das IT-Dienstleistungszentrum Berlin (ITDZ) für 300 000 Euro einen verlängerten Support mit Microsoft vereinbart. Dieser läuft am Dienstag aus. Allerdings habe Berlin ein Angebot von Microsoft, diesen Schutz bis Ende 2015 zu verlängern, sagte Statzkowski.

Dass die Zahl der veralteten PCs inzwischen deutlich gesenkt wurde, zeigten Abfragen bei den besonders betroffenen Senatsverwaltungen für Finanzen und Justiz. In der Finanzverwaltung seien von ehemals 9097 nur noch 70 nicht auf Windows 7 umgestellt, sagte eine Sprecherin. Diese 70 seien aber auch nicht internetfähig und damit keine Gefahr.

Tausende betroffene Computer in den Finanzämtern seien im Januar und Februar auf Windows 7 umgerüstet worden. Auch bei der Justizverwaltung wurde die Zahl der PCs mit Windows XP von 2146 im Oktober auf 683 reduziert. Im großen Stil arbeite nur noch das Kammergericht mit dem veralteten Betriebssystem, hieß es. Dieses sei jedoch gerade noch einmal von Microsoft auf den neuesten Stand gebracht worden. Zudem gebe es hauseigene Sicherheitsmaßnahmen, sagte die Sprecherin. Bis Juni hoffe man, alle PCs mit Windows 7 ausgestattet zu haben.

Statzkowski zufolge hat Berlin ein strukturelles und kein technisches Problem. „Die Innenverwaltung koordiniert die IT-Ausstattung, kann aber keine Anweisungen erteilen“, sagte der Staatssekretär.

Es gebe über 70 Betriebsstellen in den Senatsverwaltungen und Bezirksämtern, die alle selbst zuständig seien für Beschaffung und Wartung ihrer IT-Ausrüstung. „Die Innenverwaltung hat oft genug auf das Wartungsende für Windows XP hingewiesen.“ dpa

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