
© Claus-Dieter Steyer
Brandenburg: Schwein am Spieß statt laute Böller
Auch als Winterreiseziel wird Brandenburg immer beliebter. Zu Weihnachten und Silvester wird es eng
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Potsdam - Ein knisternder Kamin im Hotelzimmer, eine romantische Nacht in einem Schloss oder eine entspannende Massage – während Brandenburgs Hoteliers früher im Winter verzweifelt Gäste mit Schleuderpreisen anlocken mussten, um wenigstens einigermaßen über die Runden zu kommen, buchen mittlerweile vorwiegend Gäste aus Berlin und den umliegenden Bundesländern immer gezielter Kurzurlaube mit besonderen winterlichen Arrangements in der Mark. Vor allem zur Weihnachtszeit und zu Silvester ist das Land Brandenburg ein beliebtes Reiseziel. Wer allerdings lieber auswärts unter dem Tannenbaum sitzen möchte oder dem Knaller-Trubel entfliehen will, sollte sich beeilen. Viele Angebote sind bereits ausgebucht.
Entsprechend zufrieden sind die Tourismusanbieter im Land: Einer Blitzumfrage des brandenburgischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) zufolge berichten 27 Prozent der befragten Unternehmen sogar über ein besseres Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr. „Weihnachtsfeiern, ob privat oder firmenintern, werden wieder mehr in Restaurants oder Hotels gefeiert“, frohlockt Dehoga-Präsident Mario Kade. Auch bei der Tourismus Marketing Brandenburg GmbH ist man zufrieden. Viele Stammgäste hätten schon zum Ende des Sommers ihre Lieblingsdomizile für die Ferienzeit zum Jahresende gebucht, meint Kunkel. „Zur Weihnachts- und Silvesterzeit ist Brandenburg gut ausgelastet.“ In einigen Häusern würden allerdings noch Kapazitäten für Gruppenveranstaltungen freigehalten, macht die TMB-Sprecherin Birgit Kunkel Kurzentschlossenen Mut.
Doch auch jenseits der Feiertage kann Brandenburg immer öfter überzeugen. „Der Winter ist sicherlich nicht so stark wie das Geschäft im Sommer, aber zumindest müssen die Hotelbetreiber nicht mehr wie früher zeitweise schließen und Personal entlassen“, bestätigt Kunkel. Besonders gefragt bei den Gästen seien etwa Übernachtungen in Schlössern in Verbindung mit einer romantischen Kutschfahrt oder einem schönen Abendessen. „Nach wie vor viel gebucht werden natürlich auch die Wellness-Angebote“, sagt die TMB-Sprecherin.
Maßgeblich zum gestiegenen Interesse beigetragen hat nach Kunkels Ansicht die Aktion „Winterliches Brandenburg“. Das Angebot, das allerdings nicht für die Feiertage gelte, gehe mittlerweile in sein 14. Jahr und verfüge mit rund 60 teilnehmenden Häusern im Drei- bis Vier-Sterne-Standard über ein stabiles Kontingent, meint die TMB-Sprecherin. Anfangs habe sich „Winterliches Brandenburg“ fast ausschließlich über den Preis definiert. So seien etwa Übernachtungen für zwei Personen zuerst für nur 90 Deutsche Mark und später für 55 Euro angeboten worden. „Wir haben aber festgestellt, dass die Gäste nicht nur günstig übernachten wollen, sondern auch gerne zusätzliche Angebote wie ein schönes Abendessen oder eine winterliche Kutschfahrt buchen möchten“, berichtet Kunkel. So habe sich „Winterliches Brandenburg“ von einer reinen Preis-Aktion in ein Angebot gewandelt, dass zunehmend durch Inhalte und Qualität bestimmt werde. Mittlerweile kostet eine Übernachtung im „Winterlichen Angebot“ zwischen 59 und 79 Euro. Damit sei die Aktion aber nach wie vor sehr günstig, meint Kunkel. Im Schnitt spare der Gast rund 20 Prozent gegenüber dem Normalpreis.
Seit rund fünf Jahren beteiligt sich auch Yvonne Schwarzer an der Aktion. Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie seit elf Jahren das Hotel Waldschlösschen in Kyritz (Prignitz). Das Haus verfügt über 18 Zimmer und liegt nur 500 Meter vom Kyritzer See entfernt. Auch Schwarzer hat den Eindruck, dass das Interesse an der winterlichen Mark zugenommen hat. „Die letzten drei Jahre hat sich die Nachfrage verstärkt“, meint die Hotelinhaberin. Die Gäste kämen in der Regel aus Hamburg, Berlin und dem Land selbst. „Viele fahren tagsüber in die Therme nach Bad Wilsnack oder gehen einfach nur am See spazieren“, berichtet Schwarzer. Am 24. Dezember hat das Hotel Waldschlösschen geschlossen, bietet aber an den beiden Feiertagen einen Mittagstisch an. „Leider sind wir bereits ausgebucht. Auch für unsere Silvester-Veranstaltung“, erzählt Schwarzer. Die ersten Buchungen gingen meist schon im September ein. „Im Oktober sind oft bereits alle Plätze und Zimmer weg.“
Im Schlosshotel Lübbenau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz dagegen sind noch einige Plätze für das dreitägige Silvester-Arrangement frei. Geboten wird unter anderem ein Begrüßungslagerfeuer mit Schwein am Spieß, einer Winterwanderung durch den Spreewald, eine Kahnfahrt sowie ein Acht-Gänge-Menü am Silvesterabend und ein Neujahrsbrunch in der Orangerie. „Über Weihnachten haben wir aber geschlossen“, sagt Hotelleiterin Birgit Tanner. Seit rund 20 Jahren arbeitet Tanner im Schlosshotel, seit 2004 ist sie die Chefin. Das Haus hat insgesamt 64 Zimmer und einen großen Wellness-Bereich mit Sauna und Dampfbad. Ebenfalls seit rund fünf Jahren beteiligt sich das Schlosshotel am „Winterlichen Brandenburg“. „Es hat sich durchaus entwickelt“, meint Tanner. „Bei den Tourismusanbietern und Gastronomen ist das Bewusstsein entstanden, dass auch im Winter was geht“, schildert die Hotelleiterin. Dadurch habe sich auch die Palette der Angebote vergrößert. „An winterliche Kutschfahrten oder Glühwein-Kahntouren etwa war früher gar nicht zu denken“, erinnert sich Tanner.
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