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Brandenburg: Serientäter übertölpelte bei seiner Flucht die Polizei

„Mahmoud“ entkam auf der Berliner Wache, weil er geheimen Türöffner kannte / Stadtweite Fahndung

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Berlin - Die Flucht des bekanntesten Berliner Serientäters aus einer Neuköllner Polizeiwache erinnert an einen schlechten Film. „Mahmoud“ alias Nidal R. kannte den an geheimer Stelle angebrachten Knopf zum Öffnen der Tür. Bei seiner Flucht am Donnerstag vergangener Woche hatte er zudem bei einer Rangelei einem Beamten einen Finger gebrochen. Wie berichtet, musste der mehrfach vorbestrafte Intensivtäter sich wöchentlich zweimal bei der Polizei melden, diese Auflage hatte er bei seiner letzten Entlassung aus dem Gefängnis im Dezember erhalten.

Doch am letzten Donnerstag lag ein neuer Haftbefehl vor, wegen Diebstahls und Fahrens ohne Führerschein. Wie immer gab der 24-jährige Libanese einem Beamten seinen Pass. Als dieser im Computer den Hinweis sah: „Haftbefehl! Festnehmen!“ holte sich der Polizist einen Kollegen zu Hilfe. In diesem Moment „roch Mahmoud den Braten“, wie ein Kriminalbeamter sagte. Der Kriminelle rannte hinaus, die Position des versteckt montierten Türöffners muss er sich bei vorherigen Besuchen gemerkt haben. Ein Polizeisprecher sagte gestern, dass das Verhalten der Beamten korrekt gewesen sei. Da sich Straftäter zu einer beliebigen Uhrzeit melden dürfen, habe man keine geschulten Beamten in der Wache stationieren können. Wie berichtet, hatten Kriminalbeamte die Festnahme als leichtfertig kritisiert und darauf verwiesen, dass Nidal R. in der Vergangenheit vom Spezialeinsatzkommando festgenommen worden war.

Der Kriminelle war Anfang 2003 durch den Aufsatz eines leitenden Kriminalbeamten in einer Fachzeitschrift bekanntgeworden. Dieser hatte 81 Ermittlungsverfahren aufgelistet; das erste im Alter von zehn Jahren. Mittlerweile sollen es dem Vernehmen nach etwa 160 sein. Zur Anonymisierung erfand der Beamte damals den Namen „Mahmoud“. In der Folge wurde „Mahmoud“ ein Fall für die Politik. Polizeipräsident Dieter Glietsch beklagte in einem Brief an den Innensenator, „die wenig erfolgreichen Sanktionierungsmaßnahmen durch die Justiz“.

Die CDU forderte gestern erneut ein härteres Durchgreifen. „Es wäre schön, wenn Haftrichter ein klein wenig in der Realität leben würden“, sagte CDU-Abgeordnete Peter Trapp. Dies gelte sowohl im Fall des Schöneberger Todesfahrers Levent U. als auch bei „Mahmoud“.

Jörn Hasselmann

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