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Auf einer Pressekonferenz des Landeskriminalamtes Brandenburg wurde am Freitag in Eberswalde über die Aufklaerung des Gewaltverbrechens an der 1991 tot aufgefundenen Andrea Steffen informiert.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dapd

Kriminalität: Sexualmord nach 20 Jahren aufgeklärt - Täter richtet sich selbst

UPDATE. Nach 20 Jahren ist der Sexualmord an einer damals 15 Jahre alten Tramperin im nOrden Brandenburg aufgeklärt. Ein 64-jähriger Mann aus der Uckermark hat zugegeben, das Mädchen vergewaltigt und getötet zu haben. Ein Masseng-Gentest und Berichterstattung durch Medien trieben Täter offenbar in den Selbstmord

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Eberswalde/Warnitz - Fast 21 Jahre nach der Tat ist der Mord an der 15-Jährigen Andrea Steffen in der Uckermark aufgeklärt. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei dem Täter um einen 64-Jährigen aus dem Landkreis Barnim handelt, der sich am 2.Dezember 2011 auf der Bahnstrecke von Bernau nach Berlin selbst tötete, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in Eberswalde mitteilten. Er hinterließ einen Abschiedsbrief, in dem er sich etwas nebulös eines Verbrechens an einer Tramperin bezichtigte. „Nach Auswertung des Briefes, psychologischen Gutachten und der nochmaligen Analyse aller Spuren kommen wir zu dem Schluss, dass es sich tatsächlich um den Täter handelt“, sagte der Chef der fünften Mordkommission beim Landeskriminalamt (LKA) Eberswalde, Axel Hetke.
Der Inhalt des Schreibens brachte die Ermittler auch an den Tatort - ein Waldstück zwischen Steinhöfel und Peetzig. Die Ermittler seien davon ausgegangen, dass die Fundstelle bei Warnitz nicht der Tatort war. Daher seien in den vergangenen Wochen Bodenproben aufgrund der Angaben des Briefes an mehreren Orten genommen worden, berichtete Hetke. Bei Steinhöfel sei eine Übereinstimmung mit Spuren gefunden worden, die an der Leiche der Schülerin entdeckt worden waren.

MEHR ZU DEM FALL UND ZU DEN REAKTIONEN DER FAMILIE DES OPFERS FINDEN SIE IN DER WOCHENENDAUSGABE DER POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN Das tote Mädchen war am 19. Mai 1991 von Spaziergängern im Wald bei Warnitz nackt und mit Würgemalen am Hals gefunden worden. Die Polizei ging von einem Sexualmord aus. Die Ermittlungen wurden 1992 eingestellt und erst 2004 wieder aufgenommen. Zur Aufklärung der Tat hatte die Polizei im März 2011 die bisher umfangreichste DNA-Reihenuntersuchung Brandenburgs gestartet, zu der 2.233 Männer aus der Region um den Fundort der Leiche eingeladen wurden.
Zwtl.: Beschuldigter wurde vom Massen-Gentest nicht erfasst Der Massen-Gentest hatte die Beamten indes nicht auf die Spur des Täters gebracht. Der Mann, der in der Region Gerswalde (Uckermark) aufwuchs, war schon vor der Tat im Frühjahr 1989 in den Barnim umgezogen. Deshalb war er nicht zu dem Gentest geladen worden. Zudem sei die nach dem Selbstmord von der Leiche des Mannes genommene DNA-Probe nicht mit der DNA-Spur identisch, die man bei dem Mädchen gefunden hatte. „So gehen wir jetzt davon aus, dass diese DNA-Spur nicht von dem Täter stammte“, sagte der Leitende Neuruppiner Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher.
Die Ermittler sind dennoch der Ansicht, das der Gentest und die damit verbundene massive Medienberichterstattung zum Selbstmord-Entschluss und damit zur Aufklärung des Falls beitrugen.
„Das legt uns der Abschiedsbrief nahe. Der Selbstmord geschah zwei Tage nach Ausstrahlung einer sehr emotionalen RBB-Reportage über diesen Fall, in der vor allem die Perspektive der Angehörigen des Opfers gewürdigt wurde“, sagte Schnittcher.
Zur Identität des Mannes, der zu DDR-Zeiten als Schafscherer vor allem in der Uckermark tätig war, wollten die Beamten keine Angaben machen. Der 64-Jährige habe in seinem Abschiedsbrief darum gebeten, seine Familie vor den Medien zu schützen.Die Staatsanwaltschaft Neuruppin stellte das Verfahren wegen Todes des Beschuldigten ein.
Die fünfte Mordkommission bearbeitet vor allem ungeklärte Morde aus der Vergangenheit, teilte Hetke mit. Gegenwärtig gebe es offene Tötungsdelikte bis zurück ins Jahr 1948. (dapd)

Juliane Sommer

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