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Brandenburg: Sigmar ist tot

Adler wurde über Malta abgeschossen, in Berlin eingeschläfert und wird in Potsdam ausgestellt

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Berlin/Potsdam - Brandenburg trauert um ein Exemplar seines Wappentieres: Siegmar, der kleine Schreiadler, ist tot.

Brandenburgs berühmtester Adler starb nicht auf heimatlichen Boden, nicht in märkischen Höhen, nicht auf einer brandenburgischen Kiefer – sondern in Berlin in einer Klinik. Das Tier wurde, wie am Freitag bekannt wurde, in der Klinik für Kleine Haustiere an der Freien Universität eingeschläfert. Damit endete eine Geschichte, die in den vergangenen Wochen fast zu diplomatischen Verwicklungen geführt hatte:

Schreiadler sind fast ausgestorben. In Deutschland gibt es nur noch 115 Exemplare. Sigmar war erst im Juli dieses Jahres zusammen mit neun weiteren Jungvögeln im Landkreis Oberhavel ausgewildert worden. Sein Pech war, dass es ihn naturgemäß nach Süden zog. Im südöstlichen Malta wurde er im September von Vogeljägern angeschossen. Brandenburgs Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) protestierte damals bei der Regierung des Inselstaates scharf gegen diese „Konterkarierung staatlicher Artenschutzbemühungen“. Die maltesische Botschaft in Deutschland brachte daraufhin gegenüber den PNN ihr tiefes Bedauern über den Abschuss zum Ausdruck.

Sigmar hatte den Schuss schwer verletzt überlebt und wurde in einer maltesischen Pflegestation untergebracht. Weil seine Überlebenschancen gering waren, organisierte das „Komitee gegen den Vogelmord“ gemeinsam mit der maltesischen Naturschutzbehörde, dem Landesumweltamt Brandenburg, dem Bundesamt für Naturschutz und der Fluggesellschaft Air Malta einen Rückflug für den seltenen Vogel. Sigmar ging noch einmal in die Luft und kehrte nach Deutschland zurück. Seither wurde er von einer Schreiadlerexpertin in Berlin behandelt, doch die Infektion nach den Schusswunden war zu weit fortgeschritten. „Wir mussten ihn erlösen“, hieß es.

Brandenburgs Umweltminister Woidke, der am Freitag durch die PNN vom Tod Sigmars erfuhr, reagierte „tief getroffen“: „Das ist natürlich eine sehr, sehr traurige Nachricht – so mitten in der Vorweihnachtszeit“, sagte er den PNN. Die Botschaft Maltas in Berlin sah sich am späteren Freitagnachmittag außer Stande, den Tod des Adlers zu kommentieren.

Umweltminister Woidke sagte, er werde nun überlegen, ob er den Botschafter Maltas in Deutschland, den er persönlich kenne und schätze, einlade, um ihn über das aufwendige Adler-Aufzuchtsprogramm Brandenburg s zu informieren. Dabei wird je eines von zwei Adlereiern aus dem Nest genommen und künstlich ausgebrütet, um zu verhindern, dass das stärkere Jungtier das zweitgeborene aus dem Nest wirft. Bisher waren sieben Schreiadler mit einem Sender ausgerüstet worden. Die Spur von fünf Vögeln hat sich laut Umweltministerium inzwischen verloren – einer verendete vermutlich im Sudan.

Sigmar wird seine letzte Ruhe im heimatlichen Brandenburg finden: Er soll präpariert und im Potsdamer Naturkundemuseum ausgestellt werden.Sandra Dassler, Peter Tiede

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