zum Hauptinhalt

Brandenburg: Silberstreife am Horizont

Was bringen die Patrouillen im Görlitzer Park?

Stand:

Berlin - Der Mann mit seiner kleinen Tochter ist auch heute wieder im Görlitzer Park in Kreuzberg – so wie fast jeden Tag. Als Anfang März Kokain auf dem Piratenspielplatz gefunden wurde, sahen er und viele Anwohner eine Grenze überschritten. Bei einer weiteren Razzia wurde kurz danach auch die synthetische Droge Crystal Meth gefunden. Die Drogenproblematik eskalierte, Polizei und Bezirk reagierten. Seit dem 5. Mai patrouilliert nun eine Dauerstreife aus zwei Polizisten und zwei Ordnungsamtlern durch den Park: werktags von 7 bis 22 Uhr, am Wochenende bis 18 Uhr.

Mit einem „schön, dass ihr da seid“ begrüßt der Lehrer die Streife auch schon mal persönlich. Viel geändert habe sich aus seiner Sicht bis jetzt nicht. Er bemängelt, dass die Vierertruppe sich abschotte, zu wenig in Kontakt trete. Seine Bilanz nach einem Monat: „Das sind zur Zeit homöopathische Dosen, das darf nur der Anfang sein.“ Und: „Es ist nur eine Verschiebung des Problems, immer mehr Dealer stehen jetzt in der Falckensteinstraße.“

Die Polizei hält sich mit einer Bilanz nach knapp vier Wochen zurück: „Wir setzen auf einen langfristigen Erfolg“, sagt Sprecher Thomas Neuendorf. „Der Zeitraum ist zu kurz, um ein Resümee zu ziehen. Wir haben noch keine umfassenden Ergebnisse.“ Vorsichtig bezeichnet Neuendorf den bisherigen Einsatz als „positiv“. Zahlen will er noch keine nennen. Der Polizei ist klar: „Es wird nach wie vor gedealt.“ Schließlich könne die Streife nicht an allen Ecken des Parks gleichzeitig sein. Zusätzlich findet im Durchschnitt alle drei Tage eine Razzia statt.

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg teilt die Einschätzung der Polizei. „Die Präsenz der Dauerstreife steigert das Sicherheitsgefühl der Anwohner und Parkbesucher“, sagt Stadtrat Peter Beckers (SPD). Die Reaktionen auf die Streife – teilweise wird sie von Drogensuchhunden begleitet – seien größtenteils sehr positiv. Und das, obwohl Uniformen in Kreuzberg nicht bei jedem beliebt sind.

Die Sonne scheint, in der „Kuhle“ in der Mitte des Parks tollen Kinder herum, junge Menschen trinken Bier, drei Männer spielen Frisbee. Ab und zu weht der typische Geruch von Marihuana durch die Luft. Auf dem Hauptweg und den Eingängen stehen Dutzende Dealer. Von der Streife ist – Montagnachmittag bei 25 Grad – nichts zu sehen.

Dafür präsent: Ali Keskin mit seinem mobilen Stand. Seit vier Jahren verkauft er nachmittags Eis und Getränke. Er ist froh über die Streife, sieht sie regelmäßig. Allerdings: „Wirklich besser geworden ist es nicht. Das größte Problem ist, dass Kinder und Dealer hier so nahe beieinander sind.“ Einige Hundert Meter weiter auf dem Piratenspielplatz sitzt eine junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter. Das kleine Mädchen, knapp ein Jahr, spielt im Sand. „Mittlerweile stehen die Dealer schon an der Lohmühle am Landwehrkanal“, habe sie beobachtet. Sie sieht die Politik in der Pflicht, die Dealer nicht zu verdrängen, sondern sie aufzufangen. Auch ihr reichen die täglichen Patrouillen nicht. „Wenn alles nichts hilft, müssen eben eine Art ,Ranger‘ eingesetzt werden, die noch präsenter sind.“Carmen Schucker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })