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Brandenburg: Sozialverbände: Altersarmut droht

Vor allem Hartz IV-Bezieher werden als Rentner schlechter dran sein

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Potsdam - Rentnern geht es in Brandenburg nicht schlecht, in Berlin besonders gut. Anders als in Deutschland insgesamt und in der Mark stehen sie finanziell sogar besser da als die berufstätige Bevölkerung: Diese erstaunlichen Befunde des jüngsten „regionalen Sozialberichtes“, wonach es kaum Altersarmut in der Hauptstadtregion gibt, sind für den Paritätischen Wohlfahrtsverband keine Überraschung. „Alter ist noch kein herausragendes Armutsrisiko“, sagte Andreas Kaczinski, Chef des Brandenburger Landesverbandes, den PNN.

Auch in Berlin sei es „noch kein gravierendes Problem“, sagte der Berliner Geschäftsführer Oswald Menninger. Das decke sich auch mit Erfahrungen aus der Altenarbeit. „Die Mehrheit der heutigen Rentner kommt mit ihrer Rente aus.“ Aber, so fügten beide sofort hinzu, dies sei „kein Grund zur Entwarnung“. Schon in wenigen  Jahren werde die Altersarmut „deutlich ansteigen“. Der Grund sei, dass eine Generation „mit oft löchrigen Erwerbsbiografien“ in Rente gehe, warnte Menninger. Auch die in beiden Ländern nicht kleine Schicht von Menschen, die auf Hartz IV und andere Sozialleistungen angewiesen seien, werde älter. Dass die Lage der heutigen Rentner in Berlin gemessen an diesen Aussichten besonders entspannt ist, hängt nach Experten mit der deutschen Teilung zusammen, wo man im Westen und im Osten der Stadt gut verdienen konnte. Die langjährigen Erwerbsbiografien und die Berufstätigkeit der Frauen im Osten wirke sich aus, so Menninger. Im benachbarten Brandenburg, wo es naturgemäß kaum „West-Rentner“ gibt, sieht es schon anders aus. Nach dem sich auf groß angelegte, repräsentative Befragungen stützenden Sozialbericht, der auch die Einkommensverhältnisse untersucht, haben in der Mark die Rentner weniger Geld zu Verfügung als die unter 65-Jährigen. Doch, so warnt Kaczynski, „Altersarmut wird ein riesiges Problem“, wenn all die Menschen - mit heutigen Niedriglöhnen - in Rente gehen. Oder wenn, etwa in Potsdam, wo viele Ältere knapp über den Grenzen leben, „die Mieten drastisch steigen.“ Die generelle Sozialentwicklung in der Region sehen beide Paritätische Landesverbände zwiespältig. Das Kernproblem sei, so die Einschätzung von Menninger und Kaczynski, die „verfestigte, verhärtete Armut“ infolge von Langzeitarbeitslosigkeit. In Brandenburg drohe neue Armut durch den hohen Anteil von Schulabbrechern. Und in Berlin sei in sozialen Brennpunkten wie Neukölln der Zusammenhang zwischen niedriger Bildung und Armut, die vererbt werde, unübersehbar. Über die Rezepte gehen die Meinungen auseinander. Menninger sprach sich dafür aus, Berliner Langzeitarbeitslose zu gemeinnützigen Beschäftigungen zu verpflichten, wobei „man ihnen mehrere Angebote machen müsste“, sagte er. Kaczynski hält davon nichts. „All diese Instrumente gibt es doch schon.“ Thorsten Metzner

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