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Der große Saal im Filmtheater Weltspiegel in Cottbus.

© Patrick Pleul/dpa

"Weltspiegel" in Cottbus: Sparkasse ersteigert Brandenburgs ältestes Kino

Brandenburgs ältestes Kino in Cottbus wurde für 1,2 Millionen Euro zwangsversteigert. Neuer Eigentümer ist die Sparkasse Spree-Neiße.

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Cottbus - Eines der ältesten Kinos in Deutschland wechselt den Eigentümer: Der Cottbuser "Weltspiegel" ist für 1,2 Millionen Euro zwangsversteigert worden. Dieses Gebot für das mehr als 100 Jahre alte und insolvente Kino gab die Sparkasse Spree-Neiße am Dienstag vor dem Amtsgericht Cottbus ab. Der Kinobetrieb läuft vorerst weiter. Der Insolvenzverwalter will sich bemühen, mit der Bank einen Mietvertrag auszuhandeln.

Der "Weltspiegel" eröffnete 1911 - und ist damit Brandenburgs ältestes Kino

Das Jugendstil-Kino, das 1911 als Kinematographentheater mit rund 800 Sitzplätzen eröffnete und Brandenburgs ältestes noch erhaltenes Filmtheater ist, musste im Herbst 2014 Insolvenz anmelden. Der Kinobetrieb ging aber weiter. Inhaber Ralf Zarnoch begründet die Insolvenz damit, dass sich Baukosten bei Sanierungsarbeiten erhöht hatten und die Kredite nicht mehr ausreichten. Kreditgeber war die Sparkasse Spree-Neiße, die auch eine Zwangsversteigerung beim Amtsgericht erwirkt hatte. Nun wird die Bank Eigentümerin des Traditionskinos. Es gibt laut der Rechtspflegerin eine Beschwerdefrist gegen die Zwangsversteigerung von zwei Wochen.

Zarnoch zeigte sich nach der Zwangsversteigerung erleichtert. Er sei "in gewissem Sinne froh", weil jetzt die Unsicherheit weg sei, sagte er. In dem Kino sind demnach vier feste Mitarbeiter und 15 Pauschalkräfte beschäftigt. Es gibt drei Kinosäle - zwei moderne in einem Anbau und einen historischen mit samtbezogenen Kinosesseln, Kassettendecke und altem Holzboden. Er bildet das Herzstück des Kinos, das viele Jugendstil-Elemente hat.

Die Sprkasse äußert sich nicht zu den nächsten Schritten

Insolvenzverwalter Udo Feser will jetzt schnell mit der Bank in Verhandlung treten, um den Kinobetrieb langfristig zu erhalten. "Wir werden als nächstes einen Mietvertrag aushandeln", sagte er. Mit den Gläubigern des bisherigen Kinoinhabers strebe er zudem einen Vergleich an. Laut Zarnoch steht der Betrieb auf einer "grundsoliden Basis". Die Sparkasse wollte sich auf Nachfrage nicht zu der Zwangsversteigerung sowie zu ihren Plänen und nächsten Schritten äußern.

Bei der Zwangsversteigerung, die viele Zuhörer anzog, hatte ein Filmverleiher aus Berlin das erste Gebot abgegeben. Der Verkehrswert für das unter Denkmalschutz stehende Kinogebäude und die Anbauten lag bei 959 000 Euro. Bedingung für Bieter war, dass alle vier Grundstücke nur gemeinsam versteigert werden. Zweimal überbot die Sparkasse den Filmverleiher, der mit 850 000 Euro gestartet war.

Die Linksfraktion im Potsdamer Landtag sprach nach der Zwangsversteigerung von einer guten Nachricht für die Region. (dpa

Anna Ringle

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